Premiere für den Sommerteegarten auf dem Mierendorffplatz
Charlottenburg. Andocken und Tee trinken: Ein neues Angebot soll die Nachbarschaft rund um den Mierendorffplatz zusammenbringen. Wochentags spendiert der Bezirk dabei kostenlos Heißgetränke und Knabbereien. Ein Besuch.
Wasserkocher? Zu profan! Stattdessen blitzt ein verschnörkelter Samowar in der Sonne. Als heißer, dunkler Strahl rinnt der Tee ins Glas. Es ist die zehnte Portion an diesem Vormittag. Für Cengiz Demirci eine Premiere. Den Anstoß zum Experiment gibt er als Stadtteilkoordinator persönlich. Wenn alles gut läuft, wird hier, am nördlichen Ende des Mierendorffplatzes, eine neue Tradition begründet. Und wenn sich der Sommerteegarten herumspricht, hat Demirci vielleicht schon bald ein paar Anwohner gewonnen, die an seiner Stelle den Samowar schwenken.
Wochentags ab 10.30 Uhr
„Die Leute sollen erst einmal herkommen, reden, den Tag genießen“, hofft der Gründer auf wachsende Beliebtheit. Wochentags ab 10.30 Uhr versammeln sich die geselligen Naturen nun immer neben dem Häuschen des Grünflächenamts, wo Bäume Schatten spenden, während Teegartenbesucher klönen. Wie lange das Stelldichein währt, entscheidet die Runde selbst. Zwar gilt als Kernzeit der Vormittag, aber ein Beisammensein bis in den Abend wäre nicht ausgeschlossen.
Auch Schach- und Backgammon-Bretter stehen zur Vertiefung der Bekanntschaft bereit. „Durch Spielfreude wollen wir Spielfreunde werden“, umschreibt es Demirci. Alle Angebote sind für die Nutzer kostenlos – weil das Bezirksamt sich spendabel gibt. Zugleich verbindet man mit dem Teegarten die Hoffnung, weitere Bürger dieses von Wasserstraßen umrahmten Viertels für Angebote des Vereins Dorfwerkstadt und die Nachhaltige Mierendorffinsel 2030 zu begeistern. Derzeit arbeitet diese Initiative an einem Einzug in die zweite Phase des Bundeswettbewerbs Zukunftsstadt. Es wäre nur eines von vielen Kiezthemen, das für einen Meinungsaustausch taugt.
Anschluss im Kiez suchen
Für Doris und Helmut Voigt kommt die orientalische Runde in anderer Hinsicht gerade recht. „Wir sind frisch nach Berlin gezogen und suchen Anschluss im Kiez“, erklärt die Dame. „Bewundernswert, wie man immer wieder versucht, das Viertel zu beleben“, lobt ihr Mann. Und warum der Mierendorffplatz bisher kaum als Verweilort im Grünen genutzt wird, kann ihr Bierbanknachbar, ein Herrn namens Thomas, kaum begreifen. „Es ist einer der wenigen idyllischen Plätze in Berlin, die schön sind, aber trotzdem kaum einer kennt.“ In wiefern sich das durch den Sommerteegarten ändert, erproben Anwohner in diesen Tagen. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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