Überflüssiges flüssig machen: Mit den Erlösen der Oxfam-Läden werden Hilfsprojekte finanziert

Karole (links) und Amanda im Oxfam-Shop an der Wilmersdorfer Straße 74. Weil sich alle Möbel auf Rollen bewegen, lässt sich schnell Platz für Veranstaltungen schaffen. | Foto: Schilp
  • Karole (links) und Amanda im Oxfam-Shop an der Wilmersdorfer Straße 74. Weil sich alle Möbel auf Rollen bewegen, lässt sich schnell Platz für Veranstaltungen schaffen.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Charlottenburg. Nach einem Second-Hand-Laden sieht es hier überhaupt nicht aus: Der Oxfam-Shop an der Wilmersdorfer Straße 74 ist hell, geschmackvoll, fast elegant. Gerade wurde der erste Geburtstag gefeiert. Ein guter Anlass, um mit zwei Helferinnen darüber zu darüber zu sprechen, warum sie sich hier ehrenamtlich engagieren.

„Ich würde nicht für jeden arbeiten“, sagt Karole gleich zur Begrüßung. Etliche Hilfsorganisationen verdienten diese Bezeichnung nämlich gar nicht, sie seien reich und selbstgefällig. Doch das Oxfam-Konzept gefalle ihr. „Es werden zum Beispiel keine Mitarbeiter in hilfsbedürftige Länder geschickt, sondern gezielt Projekte vor Ort finanziell unterstützt.“

Auch die Kampagnen in Deutschland findet sie gut – wie den Protest gegen unmenschliche Zustände auf Bananenplantagen. Das Oxfam-Motto „Überflüssiges flüssig machen“ war allerdings neu für die Journalistin Karole, die vor sechs Jahren von der Karibikinsel Martinique nach Berlin kam. „In meiner Heimat haben wir keine Second-Hand-Kultur. Die Menschen fühlen sich reich und kaufen alles neu.“

Das ist bei ihrer Kollegin Amanda anders. Sie kennt Oxfam von Kindesbeinen an. Kein Wunder: Sie stammt aus Großbritannien, der Heimat des 1942 gegründeten „Oxford Commitee for Famine Relief“ (Oxforder Komitee zur Linderung der Hungersnot). „In jeder kleinen Stadt gibt es einen Shop, ich habe diese Art Läden immer gemocht“, erzählt sie. Sie ist Mutter von fünf Kindern und genießt es, ab und zu „wegzukommen von der Hausarbeit“. Bei Oxfam kümmert sie sich um Blusen, sichtet die gespendeten Exemplare, sortiert und preist aus. Das entspannt sie.

Auch Karole hat ein eng umrissenes Arbeitsfeld: Bücher. Aber natürlich helfe auch jeder mal an der Kasse oder berate Kunden, sagt sie. Die beiden Frauen mögen die herzliche Atmosphäre unter den insgesamt gut 30 Kollegen, von denen die meisten weiblich sind. Das Du untereinander sei selbstverständlich, alle arbeiten ehrenamtlich; einen Chef, der das Sagen hat, gibt es nicht. Die Kunden seien sehr nett, genauso wie die Menschen, die Spenden vorbeibringen.

Die Auswahl im Laden ist groß. Es gibt Kleidung, Schuhe, Schmuck, Taschen, Filme, Bücher, CDs und Platten. Ein Regal ist mit fair gehandelten Waren gefüllt: Kaffee, Schokolade, Tee. Alle drei Wochen wird das Sortiment ausgetauscht – regelmäßige Besuche lohnen also.

Karole engagiert sich in vielen Bereichen. Gerade Menschen in Großstädten sollten Verantwortung übernehmen, meint sie. „Wir leben auf Kosten der Umwelt, die anderen zahlen die Rechnung.“ Von der Arbeit bei Oxfam profitiere sie auch ganz persönlich. Weil Mann und Kinder Französisch beherrschten, komme sie zu Hause ohne Deutsch aus. Im Laden könne sie die Sprache lernen und Kontakte knüpfen.

Weitere Mitarbeiter werden gebraucht. Sie sollten mindestens eine fünfstündige Schicht in der Woche übernehmen. Auch einige der anderen sechs Oxfam-Läden (in Mitte, Prenzlauer Berg, Spandau, Schöneberg, Friedenau und Wilmersdorf) suchen Helfer. Wer Interesse hat, meldet sich unter  453 06 92 25. sus

Öffnungszeiten des Shops, Wilmersdorfer Straße 74 (direkt am Hindemithplatz): werktags von 10 bis 19 Uhr, sonnabends von 10 bis 15 Uhr.
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.