Verein belebt Parkwächterhaus am Lietzensee in kleinen Schritten
Charlottenburg. Blutorange, Schoko und Vanille – am Eiswagen vor dem Parkwächterhaus am Lietzensee haben Besucher jetzt an jedem Wochenende die Qual der Wahl. Und beim Schlecken erzählen ihnen die Betreiber auch ihren großen Plan.
Ein Maikranz baumelt sachte unter dem Dachfirst, die Bierbänke darunter sind fast bis auf den letzten Platz belegt, als wolle man der urigen Hütte in ihren schlimmsten Zeiten die Treue beweisen. Hier vor dem Parkwächterhaus, einem traurigen Beispiel für den Verfall einer reizvollen Immobilie, üben die Bürger schon einmal, wie es sein könnte. Man sehnt den Tag herbei, an dem im Inneren tatsächlich einmal ein Café und ein Kieztreff eröffnen. In diesen Sehnsuchtszeiten kauft sich die Besucherschaft am Eiswagen eine süße Erfrischung und lauscht Carsten Knobloch, der als zweiter Vorsitzender des Betreibervereins „Parkhaus Lietzensee“ gerne berichtet, wie man das Ziel erreichen will.
Eigeninitiative ist gefragt
Nämlich mit reichlich Eigeninitiative, Aktionen wie dem Eisverkauf an Wochenenden und dem Sammeln von Spenden. „Jeglicher Umsatz geht direkt in die Kassen der Vereins und bringt uns der Sanierung ein Stück näher“, erzählt Knobloch. Es sind kleine Schritte, mit denen sich der Verein als Pächter der maroden Bezirksimmobilie vorwärts tastet. Jedes Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag. Jeder hilft ansonsten, wie und wo er nur kann. „Wir alle haben einen Vollzeitjob und schmeißen das Projekt nebenher“, sagt Knobloch.
Bedenken hinsichtlich der Brandschutzvorrichtungen machen größere Umbauten erforderlich als ursprünglich angenommen. Auch die Beseitigung der eingedrungenen Feuchtigkeit bedeutet einen erheblichen Aufwand. Über Jahre hinweg war das 1925 erbaute Häuschen – vor der Schließung als Sitz des Grünflächenamts genutzt – dem Verrotten preisgegeben.
Sanierung wird teurer
Kurz gesagt: Die Sanierung wird komplizierter und teurer als erhofft. Aber sie bleibt machbar und ist von allen Seiten gewollt. Vom Verein, von der Bezirkspolitik, von den Anwohnern sowieso. Gut 690 000 Euro wird die komplette Herrichtung kosten, wobei der Großteil des Geldes von der Lottostiftung kommen soll. Mindestens 30 000 Euro will der Verein aber als Eigenanteil selbst einsammeln, bisher sind rund 10 000 Euro kassiert. Mit Crowdfunding, witzigen Aktionen zu Halloween und zur Adventszeit, jetzt durch den Verkauf von Eis. Dass die Köstlichkeit in hochwertiger Qualität in Umlauf gelangt, dafür sorgt eine Partnerschaft mit der „Eismanunfaktur“ in der Seelingstraße. Auch den fahrbaren Stand in Retro-Optik hat man dank dieser Beziehung ergattert. Er nimmt mit seinem nostalgischen Pfiff auch die Formensprache für die Wiederherstellung des Häuschens vorweg.
Da der Aufwand als hoch und die denkmalgerechte Modernisierung als teuer gilt, kommt vor allem dem Förderantrag bei der Lottostiftung die entscheidende Bedeutung zu. Schon im Juni könnte darüber beschieden werden. Und eine Bewilligung des Lottogelds hängt wiederum von einer gekonnten Bewerbung ab. Beim Blättern im 100 Seiten starken Antragsheft wird man sofort bemerken: So professionell aufgearbeitet und genau kalkuliert wie dieses Vorhaben sind die wenigsten Bewerbungen, die das Gremium um den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) zu Gesicht bekommen. Renommierte Planer haben Berechnungen angestellt, eine prominente Persönlichkeit, die vorläufig anonym bleiben soll, steht dem Projekt mit einem Grußwort bei.
Vereinsmitglied werden
Was Anwohner und Parkfreunde bis dahin unternehmen können, um das Vorhaben zu unterstützen? Spenden oder am besten direkt zahlendes Vereinsmitglied werden. Man könnte auch einer von denen werden, die das Klo des Häuschens wischen. Das hat nämlich immer dann geöffnet, wenn auch der Eisverkauf läuft. Und es putzt sich nicht von selbst. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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