Einzigartig – gestern wie heute
Damen-Schwimmverein Nixe feiert 125-jähriges Jubiläum

125-jähriges Bestehen, da darf man schon einmal laut geben.  | Foto: Charlottenburger Damen-Schwimmverein Nixe
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  • 125-jähriges Bestehen, da darf man schon einmal laut geben.
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Der Charlottenburger Damen-Schwimmverein „Nixe“ feiert in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag. Das Alter beeindruckt generell, im Speziellen aber noch stärker: Der Verein gründete sich zu einer Zeit, in der Frauen im Becken als „unzüchtig“ galten.

Wenn die älteren Geschwister einem Sport nachgehen, ziehen die jüngeren gerne nach. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es die Nixen gibt. Im Jahr 1893 beschlossen fünf Mädchen nach einem Besuch des „Damenbads des Kochsees“ – ein künstlich angelegter Badeweiher zwischen Ringbahn und Sophie-Charlotten-Straße, der 1912 wieder zugeschüttet wurde – einen Schwimmverein für Frauen zu gründen. Nicht nur, weil ihnen die Bewegung im kühlen Nass an diesem Tag Spaß gemacht hhat, sondern auch, weil ihre Brüder zum Teil beim Charlottenburger Schwimmverein 1887 aktiv waren und ihnen bis dato nichts anderes übrig blieb, als ihnen sehnsüchtig zuzusehen.

Im Kaffeegarten des Kochsee-Bades fand am 5. August 1893 die offizielle Gründung statt. Zur Vorsitzenden wurde die erst 14-jährige Margarete Hoffmeister gewählt, die aber in ihrem Bruder Richard Hoffmeister vom Vorstand der 87er eine erfahrene Unterstützung zur Seite hatte. Als weitere Vorstandsmitglieder standen ihr die Schwestern Anna und Josephine Kostka zur Seite. Die Vereinsgründung bedeutete gleichzeitig auch die Geburtsstunde des Damenschwimmsports. Aber damit begannen auch die Schwierigkeiten.

„Sinnliche Köder“

Nach der öffentlichen Bekanntgabe der Vereinsgründung folgten unmissverständliche Proteste. Gegen den Wunsch der jungen Damen, auch an Wettkämpfen teilnehmen zu wollen, liefen die Tageszeitungen Sturm. Als „sinnliche Köder“ wurden die jungen Damen bezeichnet. Das amtliche Organ des Schwimmverbandes, „Der Schwimmsport“, zeterte gegen die Unmoral: „...man möge uns mit derartigen Sensationen verschonen!“

Trotz allem ließen sich die jungen Berlinerinnen von ihrem Entschluss nicht abbringen. Im Jahr 1894 hatte der Verein bereits 26 Mitglieder. Für diese Vorkämpferinnen des Damenschwimmsports waren die Idee und die Tat wichtiger als Sekunden.

Anja Lachmann heißt die aktuelle Vorsitzende, sie lenkt seit vier Jahren die Geschicke der Nixen. Es ist noch gar nicht so lange her, da hätten sie und der Rest der Vorstandschaft darüber nachgedacht, auch Jungen und Männer aufzunehmen, um die Mitgliederzahl und damit auch die Vereinskasse aufzupolieren, erzählt sie. „Wir haben uns dagegen entschieden. Frauenrechte müssen im Schwimmsport zwar nicht mehr erkämpft werden und wir haben auch kein besonderes Sendungsbewusstsein. Aber wir kommen gut zurecht und mittlerweile ist das einfach auch cool.“ Damit meint sie, dass die Nixen heute der einzige reine Frauen-Schwimmverein Deutschlands sind – wenn auch ein kleiner.

Trainersuche gestaltet sich schwierig

Im Verlaufe der jüngeren Vergangenheit hatte sich der Verein unter der 18-jährigen Ägide von Trainerin Angela Spielhagen durchaus zu einer angesagten Adresse für Leistungsschwimmsport entwickelt. Talentierte Nixen wechselten an das Coubertin-Sportgymnasium in Hohenschönhausen, holten Titel bei Deutschen Meisterschaften und nahmen an den Olympischen Spielen teil. Nachdem Spielhagen 2012 in den Ruhestand ging, fand sich kein adäquater Ersatz. Die Trainer wechselten häufig, die Wettkampfmannschaft schrumpfte und löste sich 2014 auf. Seither liegt der Vereinsschwerpunkt auf dem Breitensport. „Ich bedauere das schon. Aber heutzutage finden sich nur schwer ehrenamtliche oder für uns bezahlbare Trainer“, sagt Lachmann.

Der zwischenzeitliche Mitgliederschwund, bedingt durch den Wegfall des Wettkampfbetriebes, ist verdaut. „Die Berliner Bäderbetriebe haben die Preise für den normalen Schwimmbad-Besuch gestrafft, das hat uns in die Karten gespielt“, sagt Lachmann. Wer öfter als zweimal pro Monat Schwimmen gehen möchte, für den lohnt sich bereits der Monatsbeitrag. „Viele Frauen nutzen das gerne, kommen zu uns zu einer Art angeleitetem Schwimmen.“

300 aktive und passive Nixen gibt es derzeit, etwa zur Hälfte sind es Mädchen, die im Stadtbad Charlottenburg, Krumme Straße 9, regelmäßig ihre Bahnen ziehen. Zusätzlich bieten die Nixen für Schülerinnen bis zur dritten Klasse Schwimmkurse an. „Eine sehr gute Sache. Viele Kinder in dem Alter können nicht schwimmen“, sagt Lachmann. Zwischendurch wurde auch ein Modell entworfen, muslimischen Frauen im geschützten Raum das Schwimmen beizubringen. „Da gab es mal Anfragen und das ist für uns schon interessant. Allerdings nutzen wir das Stadtbad nicht allein und können nicht gewährleisten, dass auf der Nebenbahn nicht auch Männer schwimmen oder ein männlicher Bademeister Dienst hat. Die Offerte gibt es aber immer noch.“ Einen Vereinsraum habe man auch und bei der „Wasserverteilung“ der Bäderbetriebe würden die Nixen stets berücksichtigt: „Wir haben ausreichend Bahnen zur Verfügung.“

Anlässlich des Jubiläums ist der Verein mit einem voll besetzten Bus – fünf Betreuerinnen und 50 Mädels – in einen Vergnügungspark gefahren und hat eine kleine Schifffahrt organisiert. „Mehr machen wir auch nicht“, sagt Lachmann. Auf der Homepage der Nixen ist eine Festschrift veröffentlicht, mit Grußworten, sportlichen Erfolgen und der bewegten und schwierigen Historie des einzigen reinen Damen-Schwimmvereins Deutschlands. Obwohl man weiterhin gerne auf männliche Dominanz in der Führungsriege verzichtet, einen Nachteil habe so ein Frauenverein, vermerkt Lachmann mit einem Augenzwinkern: „Vorstandssitzungen dauern unendlich lange. Ich glaube, Männer sind da zackiger.“

Nixe werden? Einfach eine E-Mail schreiben: info@schwimmverein-nixe.de oder unter ¿342 82 71 beim Verein melden und ein Probetraining vereinbaren.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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