Freibadsaison im Bezirk beginnt mit einem fetten Platsch
Äußerst gelassen blickt Cruz hinab ins Türkis, tänzelt ein wenig an der Kante umher. Dann: Konzentration beim Sprung. Und wenige Sekunden und akrobatische Posen später platscht der "Splash Diver" ins zehn Meter tiefer gelegene Becken des Olympiabades, lässt einen unerhört großen Kranz aus Wasser in die Höhe schießen. "Arschbombe" als Kunst.
"Es ist besser als fliegen", jauchzt Cruz beim Herauskraxeln. Und schon geht es wieder empor zum Turm, denn zur Saisoneröffnungsshow der Berliner Bäderbetriebe sollen Fotografen mehr als ein Motiv mit in die Redaktionen nehmen. Im Olympiabad also erzählt der BBB-Vorstandsvorsitzende Ole Bested Hensing, was es in diesem Jahr Neues gibt für Freunde des Planschens. Flexiblere Öffnungszeiten zum Beispiel. An warmen Abenden liegt es im Ermessen der jeweiligen Leiter, Gäste länger als gewöhnlich verweilen zu lassen. Trotz verschiedener Sparangebote begann der Kartenverkauf 2015 aber verhalten. "Die Berliner sind gar nicht so kostensensibel wie man denkt", sagt Hensing zu dieser Situation.
Ein weiteres Problem: der akute Mangel an etwa 25 Rettungsschwimmern. Bewerbern, die sich bis zum 15. Mai melden, winkt eine tarifliche Bezahlung und eine kostenlose Schulung, sofern sie noch kein Rettungsschwimmerabzeichen in Silber haben. "Ein super Sommerjob für Studenten", wirbt Hensing.
Weil das Olympiabad schon immer etwas Besonderes war, erleben Gäste hier auch die stimmungsvollsten Veranstaltungen. Gleich viermal in dieser Saison kraulen Abkühlungswillige beim Mitternachtsschwimmen bis in den frühen Morgen (am 30. Mai, 27. Juni, 25. Juli und 29. August). Und auch die "Splash Diver" legen noch einen großen Auftritt hin. Am Sonntag, 7. Juni, veranstaltet die Spaßtruppe von 10 bis 18 Uhr eine Meisterschaft in ihrer Sportart. "Wir haben aus der Arschbombenlandung einen Wettkampf gemacht", sagt "Diver"-Sprecher Elvis. Nicht weniger als 14 verschiedene Variationen mit Salti und Schrauben bringen er und seine Mannen zur Perfektion.
Ganz im Gegensatz zu diesem fröhlichen Höhepunkt steht der bauliche Zustand des historischen Bades am Olympiastadion. Unübersehbar bröckeln die Tribünen vor sich hin und erinnern daran, dass die Entscheidungsträger Sanierungsmaßnahmen weiter vor sich her schieben. Zwar präsentiert sich die Technik rund um das Becken nach einer Investition von 3,5 Millionen Euro nun wieder auf dem Stand der Zeit. Aber ob die steinernen Sitzreihen beidseits des Beckens noch eine Zukunft haben, dürfte in den warmen Monaten ein Streitthema werden. So verheißt der Sommer hier zweierlei: Spaß am Spektakel und Sorge um die Substanz.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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