Kicker ohne Rasen
Kinderfußballverein "Borussia 19" sucht Trainingsplätze

Auf der Suche: Dimitri Kessler, Chafeai El Mellouki, Amel Messadi und Marcus Vorbau (von links) vor dem Sportplatz Fritschestraße.  | Foto:  Kiefert
  • Auf der Suche: Dimitri Kessler, Chafeai El Mellouki, Amel Messadi und Marcus Vorbau (von links) vor dem Sportplatz Fritschestraße.
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Der neue Kinderfußballverein „Borussia 19“ sucht dringend Hallen und Sportplätze fürs Kicken. Ein Einwohnerantrag soll Druck machen beim Bezirksamt. Das vergibt die Trainingszeiten.

Die Liste ist ziemlich lang. 1700 Unterschriften haben die Eltern zusammen. Für den Einwohnerantrag hat das locker gereicht. Jetzt hoffen Chafeai El Mellouki und Dimitri Kessler, dass der es noch vor der Sommerpause in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) schafft.

Trainer El Mellouki und Dimitri Kessler sitzen im Vorstand von „Borussia 19“. Der Kinderfußballverein ist noch jung. Mütter und Väter aus dem Klausenerplatz-Kiez haben ihn im Januar 2023 gegründet. Mehr als 130 Kids spielen bereits mit. Es sind die Kinder von Lehrern und Rechtsanwältinnen, vom türkischen Gemüsehändler und vom Friseur um die Ecke. Sie alle wollen kicken, haben Spaß am Fußball. „Ganz ohne Leistungsdruck“, sagt Marcus Vorbau. Doch der Verein hat ein Problem. Ihm fehlen geeignete Trainingsstätten. In der Sporthalle der Nehring-Grundschule können die Jungen und Mädchen nur sonnabends kicken, für viereinhalb Stunden. Bei so vielen Kindern lärmt und staut es sich da mächtig in der kleinen Halle. Die Sporthalle der Anna-Freud-Grundschule und der Rasenplatz in der Sportanlage Westend sind vor allem für die Fußball-Bambinis viel zu weit weg. Und weitere, vom Bezirksamt zugewiesene Plätze sind aus Sicht der Eltern fürs Training völlig ungeeignet. Zum Beispiel der Hans-Rosenthal-Sportplatz am Kühler Weg. „Das ist ein Schotterplatz“, sagt Marcus Vorbau. „Da kann man nicht kicken.“ Licht hat er auch keins, und vom Klausenerplatz, wo die meisten Nachwuchs-Ronaldos in die Nehring-Schule gehen, liegt auch er viel zu weit weg. Andere Rasenplätze wie der am Spandauer Damm oder an der Brahestraße am Mierendorffplatz sind stark von anderen Vereinen beansprucht. Das Training im Freien aber sei nach der langen Pandemie-Zeit besonders wichtig für die Kinder, sagen die Eltern und kritisieren die Vergabepraxis des Bezirksamtes. Denn dem Sportamt haben sie Vorschläge gemacht. So wäre zum Beispiel nachmittags ab 16 Uhr der große Sportplatz an der Fritschestraße frei. Bis dorthin sind es von der Nehring-Schule nur etwa fünf Minuten zu Fuß. Und das Beste: Der Platz ist beleuchtet, die älteren Kids könnten dort abends trainieren. „Wir würden den Platz auch pflegen und auf eigene Kosten Dixie-Klos aufstellen, wenn nötig“, sagt Chafeai El Mellouki.

In ihrem Einwohnerantrag fordern die Eltern vom Bezirksamt „genügend Trainingszeiten für den Sportplatz Fritschestraße sowie in den Hallen der Nehring-Grundschule und Carl-Schumann-Halle oder in anderen Sportanlagen im Kiez“. Denn: „Unsere Kinder sollen die gleichen Chancen bekommen wie alle anderen“, findet Chafeai El Mellouki. „Wir trainieren mit über 60 Kindern in der kleinen Schulhalle und anderswo stehen Plätze leer.“ Dimitri Kessler schüttelt den Kopf. „Wir sind mehr als nur ein Fußballverein.“ Teamgeist, Toleranz und Respekt sind Ziele ihrer Jugendarbeit. Kinder von Computerspielen wegzubekommen und ihnen in „einem sicheren und jugendgerechten Umfeld“ Platz für Bewegung zu geben auch. Ein Mal in der Woche managen die Eltern zwei Fußball-AGs in der Nehring-Grundschule. „Jugendliche können bei uns auch den Trainerschein machen“, sagt Amel Messadi. Und damit im Verein alle fit bleiben, joggt Marathon-Läufer Dimitri Kessler mit ihnen jeden Donnerstag fünf Kilometer um den Schlossgarten.

Neue Kinder sind bei "Borussia 19" jederzeit willkommen, vor allem der Jahrgang 2014. Der stellt beim Verein die besten Spieler in ganz Berlin. Von zehn Fußballmannschaften sind drei schon gut im Spielbetrieb und bei Turnieren immer vorne mit dabei. „Wer weiß“, sagt Kessler. „Vielleicht haben wir irgendwann einen Sponsorenvertrag mit Adidas.“

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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