Kommentar zum Klinsmann-Rücktritt
Peinlich und charakterlos!

Hier war noch alles gut: Jürgen Klinsmann (Mitte) auf der Pressekonferenz vor seinem ersten Bundesligaspiel als Cheftrainer von Hertha BSC gegen Borussia Dortmund mit Manager Michael Preet (rechts) und Mediendirektor Max Jung (links). | Foto: Christian Schaffeld
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Jürgen Klinsmann übernimmt Hertha BSC. Die Meldung sorgte Mitte November in der Hauptstadt für einen Knall. Der Weltmeister von 1990 und Sommermärchen-Macher von 2006 sollte tatsächlich den Trainerposten beim kriselnden Bundesligisten übernehmen und für neue Euphorie in Berlin sorgen. Heute, 76 Tage später, ist von der Euphorie nichts mehr zu spüren. Der 55-Jährige Wahl-Amerikaner war es höchstselbst, der am Morgen mit seinem plötzlichen und für alle Beteiligten überraschenden Rücktritt, für den nächsten Knall sorgte. 

Ein Kommentar von Christian Schaffeld

Der Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC wirkt sehr amerikanisch. Denn nicht der Klub war es, der das Klinsmann-Aus an die Öffentlichkeit kommunizierte, sondern der Trainer selbst. Ein Vorgehen, dass sich ein Verein wie Hertha BSC nicht bieten lassen sollte. Damit untergräbt Klinsmann die Autorität von Manager Michael Preetz und sorgt für einen gezielten Affront. Auf Facebook begründete er seinen Rücktritt mit "mangelndem Vertrauen der handelnden Personen". Doch muss man deshalb gleich alles über den Haufen schmeißen?

Hertha erfüllte Klinsmanns Wünsche

Der Klub tat in den vergangenen Wochen alles, um Klinsmann zufrieden zu stellen. Erst wurde der langjährige Torwarttrainer Zsolt Petry degradiert und übergangsweise durch Klinsmann-Kumpel Andreas Köpke ersetzt, dann wurden im Winter für die weltweite Rekordsumme von 76 Millionen Euro neue Spieler verpflichtet - alle nach Klinsmanns Vorstellungen. Einen Monat später hinterlässt er vor allem eines: Ratlosigkeit. Marko Grujic soll das Aus als "seltsame Nachricht" bezeichnet haben. So meldet es zumindest transfermarkt.de.

Ziele aus den Augen verloren

Klinsmann wollte Hertha BSC revolutionieren, verlor dabei aber das eigentliche Ziel aus den Augen: den Klassenerhalt. Grenzen kannte sein Projekt offenbar keine. Und genau darin liegt das Problem: Durch Aussagen in denen er deutlich machte, in drei bis fünf Jahren um die Meisterschaft mitspielen und in die Champions League kommen zu wollen, hat Klinsmann bei vielen an Glaubwürdigkeit verloren. Nicht wenige unterstellten ihm Größenwahn - und das nicht ganz zu unrecht. Immer wieder sprach er vom "Big-City-Club" und dem großartigen "Commitment" von Investor Lars Windhorst, der für 224 Millionen Euro 49,9 Prozent der Anteile des Klubs erwarb. "Commitment" - immer musste es amerikanisch klingen, immer musste es größer klingen. Am Ende aber ist Klinsmann gescheitert.

Stars hatten keine Lust auf die Hertha

Im Winter wurden WM-Held Mario Götze (Borussia Dortmund), Julian Draxler (Paris St. Germain) und Granit Xhaka (FC Arsenal) als potenzielle Neuzugänge gehandelt. Letzterer soll sich mit der Hertha gar einig gewesen sein. Am Ende hatte keiner von ihnen Lust auf das Projekt des "Big-City-Clubs" und so hießen die Neuzugänge Santiago Ascacibar (VfB Stuttgart), Matheus Cunha (RB Leipzig), Krzysztof Piatek (AC Mailand) und Lucas Tousart (Olympique Lyon). Zweifelsohne haben all diese Spieler Qualität, doch zu Klinsmanns Aussagen passen sie wohl eher weniger.

Abstieg wäre eine Katastrophe

Manager Michael Preetz ist nun dringend gefordert, den kenternden Kahn wieder gerade zu biegen, bevor dieser sinkt. Ein Abstieg wäre für den Klub und die Stadt eine Katastrophe. Damit das nicht passiert, will Klinsmann selbst als Aufsichtsratsmitglied im Verein bleiben. Doch ist das nach Aussagen über "mangelndes Vertrauen" überhaupt durchsetzbar? Das werden wohl die nächsten Wochen zeigen. Klinsmanns Ende als Hertha-Trainer ist jedenfalls nur eines: peinlich und charakterlos!

Autor:

Christian Schaffeld aus Mitte

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