Vier auf einen Streich
Erdmännchen im Berliner Zoo haben überraschend Nachwuchs
Der Berliner Zoo feiert Nachwuchs bei den Erdmännchen. Mutter Nanni brachte zu Beginn des Jahres vier Jungtiere zur Welt.
Ein Stupsnäschen schnuppert vorsichtig aus einem Erdloch heraus, prüft, ob die Luft rein ist. Ein skeptischer Blick in den Himmel, dann wagt sich das kleine Fellknäuel aus seinem schützenden Bau. Kurz darauf trippeln seine drei Geschwisterchen mutig hinterher. Mit einer großen Portion Glück konnten Besucher des Zoos in den vergangenen Tagen Szenen wie diese erleben.
Die Erdmännchen zählen zu den Publikumslieblingen im Zoo Berlin. Vor zwei Jahren bezogen sie ihr neues Eigenheim samt großzügiger Gartenanlage. Das Bodensubstrat aus Lehm und Sand ermöglichte den neuen Hausherren eine eigene, kreative Ausgestaltung von weiteren Kellerräumen unterhalb des Vorgartens.
Der erste Erdmännchen-Nachwuchs seit sieben Jahren sorgte bei den Mitarbeitern des Zoos für große Begeisterung. Die Wohngemeinschaft war fortgeschrittenen Alters, sodass mit Nachwuchs nicht mehr zu rechnen war. „Bei den Erdmännchen besteht eine Gruppe immer aus einem Alpha-Pärchen und weiteren – meist verwandten – Tieren, die als Helfer bei der Aufzucht agieren“, erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Die Fortpflanzung ist nur Alpha-Männchen und -Weibchen gestattet. Sind diese jenseits des fortpflanzungsfähigen Alters, stehen die Chancen auf Nachwuchs somit schlecht.“ Das Blatt wendete sich, als 2019 nach dem altersbedingten Tod des bisherigen Alpha-Weibchens zwei junge Erdmännchen-Damen von Augsburg nach Berlin zogen. Das Zusammenstellen einer Erdmännchen-Patchworkfamilie erfordert viel Fingerspitzengefühl.
Die kleinen Raubtiere leben in großen Gruppen von bis zu 30 Tieren und sind in Südafrika, Namibia, Angola sowie Teilen Botswanas zu Hause. Hier schlagen sie ihre Lager in bis zu drei Meter tiefen unterirdischen Höhlen auf, tagsüber jagen sie draußen Spinnen, Käfer und andere Insekten. Ein Erdmännchen der Gruppe hält immer Wache. So kann der Rest der Großfamilie in Ruhe auf Beutezug gehen oder faul in der Sonne liegen. Nähern sich Feinde wie Schakale oder Greifvögel, stoßen die kleinen Wachmänner ein schrilles Pfeifen aus und der Rest fegt in die Höhlen. Dieses Verhalten ist auch bei den Erdmännchen im Berliner Zoo zu beobachten. In der Gruppe kümmern sich alle ausgewachsenen Tiere um die Aufzucht der Jungtiere. Die Würfe umfassen zwischen ein und sieben Babys.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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