Ein Mural als Mahnmal
WWF, Künstler und Seniorenpflege setzen Zeichen gegen Wilderei
Wer vom Ku’damm her auf der Lewishamstraße in Richtung Kantstraße unterwegs ist, den begrüßt von links ein gewaltiges Tigergesicht, kurz bevor es unter den S-Bahngleisen hindurchgeht. Kein illegales Graffito – vielmehr will die Umweltorganisation WWF dauerhaft auf das drohende Aussterben der Wildkatze aufmerksam machen.
Weit weg sind die Tiger von der Hauptstadt, wer denkt an ihr mögliches Aussterben? Also holte der WWF das gigantische Konterfei der durch Wilderei stark bedrohten Art nach Berlin, sozusagen als permanente Erinnerung. Voraussetzung waren Künstler, die so etwas können und das „Go“ der Seniorenpflege Birkholz, von deren Gebäudefassade das Werk nun prangt.
Das international bekannte Streetart-Duo Herakut konnte für den Job gewonnen werden und zauberte das Wandbild in Übergröße in den Großstadtdschungel. Die Geschichte des Murals, eines Wandbildes, beginne mit einer traurigen Wahrheit: dem drohenden Aussterben des Sumatra-Tigers, so Herakut-Part Jasmin Siddiqui: „Wir wollen ihm mitten in Berlin zu einer Sichtbarkeit verhelfen, die dringend nötig ist. Wir können dafür sorgen, dass er nicht aus der Welt verschwindet. Früher waren Portraits, die sich über viele Stockwerke eines Gebäudes erstreckten, für Staatsoberhäupter reserviert. Streetartists wie wir nutzen Pinsel und Sprühdose, um denen Raum im Stadtbild zu verschaffen, die sich nicht selbst in den Vordergrund drängen. Daher ist unser Tiger in Begleitung einer Seniorin und neben ihr der Gedanke: Stell dir vor, wir alle könnten in Würde leben und altern. Für unsere Gesellschaft sollte es doch möglich sein, sowohl Menschenleben als auch das Leben von Tieren bis ins hohe Alter wertzuschätzen und zu schützen.“
Für das Werk musste die Erlaubnis des Seniorenpflegeheims eingeholt werden. Das gestaltete sich unproblematisch, denn Anika Borngräber, Geschäftsführerin der Seniorenpflege Birkholz, hält das Streetart-Bild für eine perfekte Visualisierung der Haltung ihres Hauses: „Wir sehen uns in der Verantwortung, gesellschaftlichen Fragen einen Rahmen zu geben. Wir treten nicht nur für ältere Menschen ein, sondern für jedes Lebewesen, alt oder jung. Wir stehen dafür, dass jedes Lebewesen in Würde leben darf.“ Grünes Licht also, das bedeutete für Herakut: Sprühdosen raus! Innerhalb von drei Tagen war das Werk fertig.
Weltweit gibt es nach Angaben des WWF nur noch 3.890 freilebende Tiger. Sumatra-Tiger seien besonders gefährdet. Nur noch etwa 370 von ihnen leben auf der indonesischen Insel, nach der sie benannt sind.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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