Anstinken gegen Stickoxide: Grüne beklagen zunehmende Luftverschmutzung an Magistralen
Wilmersdorf. Atemschutzmasken und aufgeblasene Schmutzpartikel zur Verbildlichung der Gefahr: Die Grünen-Politiker Alexander Kaas Elias und Silke Gebel erinnern an eine unsichtbares Problem. Im Bezirk liegen einige der schmutzigsten Straßenzüge Berlins.
Ein schwülwarmer Nachmittag an der Berliner Straße. Zwei Passanten spazieren den anderen entgegen, zeigen durch das Schwenken von schwarzen Tüten und angelegte Atemschutzmasken: Hier ist eine Gefahr im Verzug, die niemand sieht. Alexander Kaas Elias und Silke Gebel von den Grünen gemahnen daran, dass der Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter für Stickoxide hier zu häufig überschritten wird. 2600 Menschen in Berlin sterben nach ihren Erkenntnissen vorzeitig aufgrund der erhöhten Feinstaubbelastung – jedes Jahr.
Soziale Schieflage
„Es spricht Bände, dass der Senat mittlerweile von der Deutschen Umwelthilfe wegen der Luftschadstoffbelastung verklagt wird“, erklärt die Abgeordnete Gebel. Und Kaas Elias sieht die punktuell bedenkliche Güte der Luft auch als Ausdruck einer sozialen Schieflage. "Es darf nicht sein, dass Menschen, die mit einem schmalen Geldbeutel die Miete zahlen und deshalb an stark befahrenen Straßen leben, auch noch ihre Gesundheit aufs Spiel setzen“, zieht er einen Bogen zu steigenden Wohnkosten. Wer sich keine Unterkunft in begrünten Nebenstraßen leisten kann, zieht in die Erdgeschosse an Magistralen.
Dass die Grünen maskiert durch Charlottenburg-Wilmersdorf ziehen, um vom Senat Abhilfe zu fordern, geschieht nicht ohne Grund. Hier liegen mehrere der am stärksten belasteten Straßenzüge Berlins – etwa der Spandauer Damm in Höhe der Auffahrt zur A100 und der Hardenbergplatz vor dem Bahnhof Zoo, wo besonders viele Busse verkehren. Seit einigen Monaten experimentiert die BVG hier deshalb mit Elektrobussen und befährt die Linie 204 Richtung Südkreuz ohne Emissionen. Und im Luftreinhalteplan des Senats steht die Möglichkeit, das maximale Tempo in belasteten Gebieten auf 30 Kilometer pro Stunde zu senken, was den Stickoxidausstoß um etwa 15 Prozent verringern würde.
Blaue Plakette gefordert
Ob man Diesel-Fahrzeuge in der City ganz verbieten sollte? So weit möchte Kaas Elias nicht gehen. Aber die Einführung einer blauen Plakette, die nur besonders saubere Selbstzünder erhalten dürften, sei angebracht. Im Wahlprogramm der Grünen ist diese Forderung enthalten, während die FDP sie strikt ablehnt. Andere Parteien haben eine Festlegung auf ein mögliches Fahrverbot für bestimmte Autos, Busse und Lastwagen bisher vermieden. „Zunächst müsste man die Autohersteller dazu bringen, die Grenzwerte ihrer Diesel-Fahrzeuge einzuhalten“, befindet Kaas Elias. In der Affäre um manipulierte Abgaswerte von VW-Pkw in den USA sei deutlich geworden, dass Druck nötig ist. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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