Carsharingdienst: Start-up beginnt Pilotprojekt im Mierendorffkiez
Charlottenburg. Ein stehendes Auto ist ein unnützes Auto – nach diesem Grundsatz will die Firma „Get Away“ dafür sorgen, dass Anwohner der Mierendorffinsel ihr Privatfahrzeug nicht einfach parken, sondern an andere verleihen. Wer seinen Pkw teilt, verdient bis zu 150 Euro pro Woche.
Jeden Tag das gleiche Drama: Heimkehrer durchsuchen im Kriechtempo Paraden von Stoßstangen und Blech nach einer freien Stelle. Dies ist die Parklückensuche zum Feierabend. Rund um Runde fährt man das Wohnviertel ab, auf dass sich doch noch ein freier Platz auftun möge. Und erwachsene Menschen fühlen sich wie ins Kinderspiel „Reise nach Jerusalem“ zurückversetzt: Beim Zieleinlauf ist immer ein Platz zu wenig oder ein Parkplatzsucher zuviel.
Brauchen wir so viele Autos?
Braucht ein Stadtviertel mit U-Bahn-Anschluss in Citylage wirklich so viele Autos?
Nicht unbedingt, ergibt nun eine Studie des Bezirksamts, der Firma „Insel Projekt.Berlin“ und der Technischen Universität Berlin. Bisherige Erkenntnisse aus dem Projekt „Neue Mobilität Berlin“ legen nahe: Jeder zweite Anwohner des Mierendorffkiezes würde sein Auto abschaffen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. „Die momentan laufende Mobilitätsbefragung zeigt, dass 50 Prozent der Pkw-Besitzer im Kiez so unabhängig vom eigenen Auto sind, dass sie bei einer entsprechenden Verbesserung des Mobilitätsangebots ihren Pkw abschaffen könnten. So würde öffentlicher Raum frei, der Parkdruck sinken und der Kiez lebenswerter“, erklärt Rolf Mienkus von „Insel Projekt.Berlin“.
Wer mitmacht, verdient
Eine solche Verbesserung will nun die Berliner Start-up-Firma „Get Away“ erproben. Deren Idee setzt in dem Moment an, wenn der Besitzer sein Auto abschließt. Sobald er es nicht mehr braucht, können seine Nachbarn das Fahrzeug via Smartphone orten, öffnen und wieder in Bewegung bringen. Die soeben besetzte Parklücke wird gleich wieder frei. Und wer sein Gefährt derart teilt, verdient auch noch Geld. Etwa 150 Euro pro Woche stellt „Get Away“ denen in Aussicht, die ihr Fahrzeug kostenlos mit dem Carsharing-Kit ausrüsten lassen. „Gemeinsam demokratisieren wir den Zugang zu Mobilität“, verspricht das Unternehmen.
Finanziert wird dieses System wie bei anderen Carsharinganbietern über eine Kilometerpauschale, die bei der Kurzzeitmiete anfällt. Doch während diese Firmen professionell verwaltete Fahrzeugfuhrparks verwenden, teilt das neue Angebot schon angeschaffte Autos von Privatiers. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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