Der ZOB erfindet sich neu: 50 Jahre nach Eröffnung startet der lang erwartete Ausbau des Zentralen Omnibusbahnhofs

Typisches Bild zu Ferienbeginn und kurz vor Feiertagen: An den Bussteigen stapelt sich das Gepäck. | Foto: Thomas Schubert
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Westend. Der Fernbus erobert Deutschland – aber der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) Berlin sieht immer noch aus wie ein Sammelsurium aus Beton, Blech und Buden. Doch nach dem Ende der großen Sanierung im Jahre 2018 soll er als modernster Abfahrtsort des Landes glänzen. Und bekommt sogar einen Bruder.

Wer Berlin möglichst günstig verlassen möchte, der steht dieser Tage am ZOB – und staunt. Denn nach mehreren Ankündigungen ist es wirklich wahr: Der Umbau hat begonnen. Und dieser lange vernachlässigte Verkehrsknoten muss sein Sommergeschäft trotzdem stemmen. „Facelift“ und Erweiterung geschehen bei laufendem Betrieb, diese Bürde wird vor Fahrgästen kaum zu verbergen sein. Doch mindestens 21 der 27 Haltestellen bleiben zu jedem Zeitpunkt der Bauarbeiten in Funktion.

Wie TXL - nur ohne Flugzeuge

14,3 Millionen Euro lässt sich das Land Berlin die Ertüchtigung kosten. Eine Investition, die sich mit Blick auf den weiterhin boomenden Fernbus-Markt rechnen dürfte. Zuletzt verzeichnete man mit 209 000 An- und Abfahrten mehr als doppelt so viele Bewegungen wie drei Jahre zuvor. Dass der ZOB eine ständige Überkapazität bewältigen muss und es bisher trotzdem funktioniert, dieses Schicksal teilt er mit dem ähnlich minimalistischen Flughafen Tegel. Der ZOB war immer schon so etwas wie ein TXL – nur ohne Düsenkrach.

„Bahnhöfe und Flughäfen sind Willkommensorte einer Stadt“, sagte dann auch Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) beim ersten Spatenstich am Bussteig. „Ich möchte, dass die vielen Busreisenden den größtmöglichen Komfort und die höchste Sicherheit genießen können. Das werden wir mit den jetzt anstehenden Umbauarbeiten erreichen.“

Aus Sicht der BVG-Vorstandsvorsitzenden Sigrid Nikutta konnte der betagte ZOB den Ansturm der Fahrgäste zuletzt nur deshalb verkraften, weil die Tochtergesellschaft IOB die Härten routiniert abfederte: „Dass der boomende Fernverkehr hier funktioniert, ist nicht zuletzt der großen Professionalität und Umsicht Kollegen der IOB zu verdanken. Sie haben wesentlich zur Erfolgsgeschichte des ZOB seit der Liberalisierung des Fernbusmarktes beigetragen und werden mit ihrem Know-how auch in der Umbauphase dafür sorgen, dass der Verkehr rollt.“

Neues Müllkonzept

Ziel des Ausbaus sei es, die Abfertigungszeit von derzeit 30 Minuten auf künftig 15 bis 20 Minuten zu verkürzen. Zugleich steigt die Zahl der Haltestellen von heute 27 auf 33. Somit soll es künftig möglich sein, pro Stunde mindestens 20 An- und Abfahrten mehr zu leisten als bisher. Neu angeordnete Haltepunkte werden den begrenzten Raum noch effektiver ausnutzen – und zudem barrierefrei erreichbar sein.

Ein Thema war in der Vergangenheit die Entleerung der Bordtoiletten der Busse. Weil die alte Anlage dem Bedarf nicht entsprach, sollen einige Fahrer Fäkalien unerlaubterweise in Gullis gegossen haben. Hier schafft der neue ZOB mit einem „abgestimmten Müllkonzept“ und einer modernen Entsorgungsanlage für Bustoiletten endlich Abhilfe.

Und im letzten Bauabschnitt nimmt auch das Hauptgebäude eine zeitgemäße Form an. Hier halten neue Sanitäreinlagen Einzug. Selbst an einen Raum zum Wickeln von Kleinkindern wird diesmal gedacht.

Bis dahin dürfte der Senat auch entschieden haben, an welchem Standort in Berlin ein zweiter ZOB entsteht. Dass der Oldie am Messedamm im Osten der Stadt einen Bruder bekommt, gilt als sicher. Die Frage heißt nicht ob, sondern wo. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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