Deckel drauf und Ruhe
Erste Machbarkeitsstudie zur Autobahnüberdeckelung soll im Frühjahr vorliegen
Die Autobahn zum Tunnel machen – mit einem Deckel drüber. Durch solche Überdeckelungen gewinnt man neue Flächen für Parks oder Wohnungen und verbessert den Lärmschutz.
Oben grüne Kleingärten, Parks und Spielplätze, unten drunter rauscht der Verkehr: Die nachträgliche Überdeckelung von Autobahnen schafft neuen Platz und eine lebenswertere Stadt. Der Senat führt derzeit eine Machbarkeitsstudie auf der A100 zwischen Knobelsdorff- und Kaiserdammbrücke durch. Die Stecke ist 300 Meter lang und 100 Meter breit. Wie teuer der Deckel wird, welche Varianten möglich sind, viele Fragen sollen im ersten Quartal 2021 beantwortet werden, sagt Verkehrssenatorin Regine Günther (Die Grünen). Der Senat hat jetzt den halbjährlichen Bericht an das Abgeordnetenhaus zur Mehrfachnutzung von Infrastrukturflächen beschlossen. Im Juni 2019 hatten die Abgeordneten den Senat aufgefordert, geeignete „Autobahn- oder Schienenabschnitte in Troglage“ für Deckelprojekte zu benennen.
Seit Ende 2019 untersuchen die Ingenieure der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und Baugesellschaft mbH (Deges) im Senatsauftrag den Pilotbereich. Die Deges ist ein öffentliches Verkehrsplanungsunternehmen. Zwischen Knobelsdorff- und Kaiserdammbrücke rattern die Züge in einem Trog, die Fahrspuren der A100 verlaufen rechts und links der Bahngleise. Untersucht werden zwei Varianten: eine komplette Überdeckelung über Autobahn und Schienen und eine Überdeckelung nur der Autobahn plus baulicher Lärmschutz für die Bahnanlagen, um Anwohner vor dem Zugverkehr zu schützen.
In Hamburg baut die Deges bereits mehrere Kilometer Deckel über die A7. Der 500 Meter lange Tunnel Schnelsen und der 900 Meter lange Deckel Stellingen sind schon fertig. Ein 2,2 Kilometer langer Deckel im Abschnitt Altona ist beim Ausbauprojekt A7 Nord in Planung. Anders als in Berlin muss die A7 in Hamburg aus Lärmschutzgründen an mehreren Stellen überdeckelt werden. Eine Pflicht zum Bau eines Deckels gibt es auf der Berliner Pilotstrecke nicht. „Das ist ein Wunsch des Senats“, sagt Deges-Sprecher Michael Zarth.
Zu Kostenschätzungen will er vor den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie nichts sagen. Zuständig für Deutschlands Autobahnen ist die 2018 gegründete bundeseigene Autobahn GmbH. Sie übernimmt ab dem 1. Januar 2021 Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschland. Die Deges wird das Projekt im Auftrag der Autobahn GmbH durchführen. Aber bis es so weit ist, müssen alle Details zu den Deckelkonstruktionen und Kostenschätzungen auf den Tisch. In der Studie werden neben der technischen Lösung auch Fragen geklärt wie zur Verkehrsführung während der Bauzeit, Anforderungen an Lärm- und Brandschutz sowie Möglichkeiten zum Erhalt der Anschlussstellen. „Die grundsätzliche Herausforderung ist die Aufrechterhaltung des Verkehrs auf der A 100, der Anschlussstelle Kaiserdamm und den Bahnanlagen“, so Michael Zarth.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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