Grüne sehen nach tödlichem Unfall auf der Neuen Kantstraße Handlungsbedarf
Charlottenburg. Am liebsten Tempo 30 – oder andere Regelungen für mehr Sicherheit: Die Grünen werben für Maßnahmen zur Entspannung von Gefahrensituationen auf der Neuen Kantstraße. Dabei ist die Unfallrate gemessen am Verkehrsaufkommen eher unkritisch.
An einem sommerlichen Tag im Juni warteten die Angehörigen eines Rennradfahrers vergeblich darauf, dass er nach Hause kommt. Ein Taxi hatte ihn erfasst und so heftig zu Boden geschleudert, dass der 50-Jährige kurz darauf in einem Krankenwagen verstarb. Sein Gefährt blieb liegen an der Ecke, wo das Linksabbiegen aus der Neuen Kantstraße in die Wundtstraße katastrophal misslang.
Es ist die Ecke, über die man noch heute spricht, ein halbes Jahr nach dem Unglück. In der BVV unternimmt die Grünen-Fraktion seitdem immer neue Anläufe, die Magistrale im Allgemeinen und diesen Abschnitt im Besonderen zu entschärfen.
„Neben vielen schweren Unfällen ist die Unfallhäufung zwischen Messedamm und Kaiser-Friedrich-Straße in den vergangenen Jahren auffällig. In vielen Fällen ist zu schnelles Fahren und Unübersichtlichkeit an den Kreuzungen unfallursächlich“, heißt es in der Begründung eines Antrags, der auf ein Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde hinausläuft.
Das Problem: Kaum ein Kriterium, das Landesbehörden für die Begrenzung heranziehen, ist erfüllt. Weder ist eine Lärmminderung unter 70 Dezibel zu erwarten noch erreicht die Unfallhäufigkeit gemessen am hohen Verkehrsaufkommen die kritische Schwelle. So hat es SPD-Verkehrsexperte Jürgen Murach errechnet. „Das Unfallaufkommen reicht nicht“, stellt er fest. Nur einige wenige Tempo-30-Abschnitte wären vor den Landesbehörden begründbar – „wegen erhöhtem Lärm und Stickoxidüberschreitung“.
So gehen die subjektive Wirkung von tödlichen Unfällen und die objektive Wirklichkeit auseinander. Und da die Gesuche nach Tempo 30 vor der Verkehrslenkung Berlin wohl keine Gnade finden können, wollen die Grünen nun andere Maßnahmen prüfen. „Ein Tempolimit ist nur eine der denkbaren Maßnahmen“, wiegelt der Fraktionsvorsitzende Christoph Wapler ab. „Möglich wäre auch ein Radstreifen. Oder ein Verbot zum Linksabbiegen. Hier ist Kreativität gefragt.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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