Im Schritttempo gegen den Verkehr
Im Klausenerplatz-Kiez warten Anwohner auf weitere Maßnahmen

Rundgang durch den Kiez: Wolfgang Neumann (Zweiter von links) mit Anwohnern auf dem noch unfertigen Stadtplatz am Horstweg.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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Das „Mobilitätskonzept“ für den Klausenerplatz-Kiez ist zwei Jahre alt. In der Christstraße soll es nun bald losgehen – mit Fahrbahnkissen. Was noch so alles gegen zu viel Verkehr geplant ist, erklärte Wolfgang Neumann vom Kiezbündnis Klausenerplatz bei einem Rundgang.

Es ist ein sonniger Spätnachmittag. Ideales Wetter für einen Spaziergang durch den Klausenerplatz-Kiez. Der liegt nicht weit weg vom Schloss, hat schmucke Gründerzeithäuser, verwinkelte Straßen und lauschige Plätze. Doch darum geht es heute nicht, auch nicht um das legendäre Charlottenburger Engelhardt-Pilsener, das dort einst gebraut wurde.

Wolfgang Neumann hat aus einem anderen Grund an die Seelingstraße geladen. Das Kiezbündnis vom Klausenerplatz hat dort sein Büro. „Seit 23 Jahren versuchen wir, hier die Verkehrsberuhigung voranzutreiben“, sagt Neumann. Einiges habe sich auch schon getan. Schrittgeschwindigkeit, Einbahnstraßen, Fußgängerüberwege und Radwege, zum Beispiel auf dem Kaiserdamm, der Sophie-Charlotten-Straße oder entlang der Schloßstraße. Doch das ist dem Kiezbündnis und vielen Anwohnern noch nicht genug. Wo es hakt, will Neumann beim Rundgang vorstellen, vor allem aber, was das Bezirksamt genau vorhat. „Einen konkreten Zeitplan für die Maßnahmen können wir heute aber leider noch nicht nennen.“

Die Maßnahmen listet das „Mobilitätskonzept“ von September 2022 auf. Die Hoffmann-Leichter Ingenieurgesellschaft hat es im Auftrag des Bezirksamtes erarbeitet. Davor gab es ein Verkehrsgutachten, Zwischenberichte, Konfliktanalysen, Experimente mit probeweisen Straßensperrungen, eine Verkehrswerkstatt mit dem Bezirksamt, Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung und Konzeptpapiere vom Kiezbündnis (AG Verkehr) und von der „Stadtplatz-Initiative Horstweg/Wundtstraße“. Allesamt haben das Ziel, den Schleichverkehr aus dem Kiez rauszuhalten.

Die einstige Chaos-Kreuzung sieht heute recht übersichtlich aus.   | Foto:  Ulrike Kiefert
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Mit mehr als 14 000 Anwohnern ist der Klausenerplatz-Kiez überdurchschnittlich stark besiedelt. Über 3000 Autos sind dort registriert, rund um die Schloßstraße nochmal etwa 3600. Das ist vergleichsweise wenig, trotzdem ist der Parkdruck hoch. Die Nebenstraßen sind eng, Einfahrten und Kreuzungen regelmäßig zugeparkt. Die A100 ist nahe, und so kürzen auf dem Weg dorthin selbst Touristenbusse gern hier ab.

Das Mobilitätskonzept schlägt Gegenmaßnahmen vor, wie man sie andernorts von „Kiezblocks“ kennt: Sperrungen wie etwa in der Knobelsdorffstraße, die langfristig zur Fahrradstraße werden soll. Oder Einfahrverbote, etwa vom Spandauer Damm Richtung Klausenerplatz und von der Sophie-Charlotten-Straße in die Gardes-du-Corpes-Straße. Dazu vorgestreckte Gehwege, zum Beispiel für die Krumme Straße, Fahrbahnschwellen, sichere Überwege für Fußgänger und Schulzonen, etwa vor der Schinkel-Grundschule und der Nehring-Grundschule. „Wer morgens hier steht, sieht, wie viel hier täglich los ist.“ Wolfgang Neumann meint nicht nur die Schulkinder, sondern auch den Lieferverkehr. „Wir würden die Nehringstraße vor der Schule gern komplett sperren.“ Die Planer haben auch diesen Vorschlag vom Kiezbündnis aufgegriffen und raten zu absenkbaren Pollern zwischen Knobelsdorffstraße und Seelingstraße.

Vor der Nehring-Grundschule sollen Autos künftig tabu sein.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Vor der Nehring-Grundschule sollen Autos künftig tabu sein.
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Probates Mittel gegen Schleichverkehre sind auch Diagonalsperren (Poller). Zumindest eine soll es geben: Danckelmannstraße Ecke Christstraße. „Hier ist es besonders eng, und es gibt viel Lieferverkehr“, erklärt Wolfgang Neumann die Situation auf der Kreuzung. Sinnvoll wären auch dort vorgestreckte Gehwege und neue Fahrbahnkissen. Letztere sollen in der Christstraße dieses Jahr noch kommen. Das wäre dann der Startschuss für das Verkehrskonzept.

Vieles aber wird noch dauern. Und das hat mehrere Gründe: Geldmangel, überlastete Baufirmen und notwendige Genehmigungen. Teuer ist vor allem der Umbau von Kreuzungen mit vorgestreckten Gehwegen. Beispiel Seelingstraße Ecke Nehringstraße. „Das kostet uns mittlerweile rund 300 000 Euro“, sagt Tiefbauamtsleiter Tyco Corte, der beim Rundgang kurz mitläuft. „Sie können sich also vorstellen, wie viele wir schaffen.“ Andernorts muss erst der Senat zustimmen, wie bei der Einbahnstraßenregel auf dem Spandauer Damm gen Klausenerplatz. Denn der Spandauer Damm ist eine Hauptverkehrsstraße, keine Nebenstraße, und das Bezirksamt daher nicht zuständig. Vor allem aber warten die Verkehrsplaner im Bezirksamt das Planfeststellungsverfahren zum Umbau des Autobahndreiecks am Funkturm ab. “Da geht es um mögliche Umleitungsstrecken, die mit den geplanten Maßnahmen nicht korrelieren sollen“, erklärt Wolfgang Neumann. Mit dem Beginn des Großbauprojekts rechnet er dieses Jahr nicht mehr, und „wohl auch nicht in 2025“. Wegen der vielen Einwände. So fordert etwa das Kiezbündnis eine Lärmuntersuchung für die Straßenzüge an der Anschlussstelle Knobelsdorffstraße, Flüsterasphalt für die Sophie-Charlotten-Straße und Einbahnstraßenregelungen für die Knobelsdorffstraße und den Horstweg.

Plan für die Kreuzung Seeling- und Nehringstraße.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Letzterer gehört zum „Stadtplatz“ an der Wundtstraße. Der soll vergrößert und der Horstweg nördlich des Platzes gesperrt werden. Autofahrer können dann auch nicht mehr vom Horstweg rechts in die Sophie-Charlotten-Straße abbiegen. Die Wundtstraße wiederum wird zur Sackgasse. Für den Stadtplatz engagieren sich seit vielen Jahren Anwohner in der „Stadtplatzinitiative“ und die haben wie berichtet einiges erreicht. Doch soweit bekannt ist, ist das Genehmigungsverfahren für den Umbau zu einem richtigen Stadtplatz allerdings noch nicht durch. „Ende Juli sollte eigentlich schon Baubeginn sein“, sagt Jörg Winners von der Initiative. Nun befürchten alle, dass es 2024 gar nicht mehr losgeht und die Fördermittel verfallen. Das Projekt kostet in der Summe 1,7 Millionen Euro.

Das Mobilitätskonzept, das es laut Neumann "ohne unser Engagement gar nicht geben würde", empfiehlt für den Klausenerplatz-Kiez aber noch viel mehr: grüne Ecken und Sitzbänke, Parkplätze für Räder oder E-Scooter, Lieferzonen, Elterntaxi-Haltestellen vor Grundschulen, intelligente Ampelschaltungen und einen zweiten Zugang zum S-Bahnhof Westend. Den hält Wolfgang Neumann für längst überfällig. „Die Leute müssten dann nicht mehr den Umweg über die Spandauer Brücke laufen.“

Was sich dagegen ziemlich schnell ändert: Der Klausenerplatz wird ab 1. Dezember zur Parkzone. Autofahrer müssen dann zwei Euro pro Stunde bezahlen, Anwohner brauchen einen Parkausweis. Mit dem Klausenerplatz gehen noch sechs weitere Parkzonen in Betrieb: Schloßstraße und Einmündung Kaiserdamm, Schloßgarten, Tegeler Weg, Kaiserin-Augusta-Allee, Alt-Lietzow und Richard-Wagner-Platz.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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