Weniger Verkehr, mehr Sicherheit
Insel-Rat verabschiedet Mobilitätskonzept für den Kiez am Mierendorffplatz

So soll die Straßenbahntrasse am Mierendorffplatz aussehen. Dort fährt sie in einem eigenen grünen Gleisbett.  | Foto:  Ramboll
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  • So soll die Straßenbahntrasse am Mierendorffplatz aussehen. Dort fährt sie in einem eigenen grünen Gleisbett.
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Der Insel-Rat hat sich nach zwei Jahren Beteiligungsprozess auf das Mobilitätskonzept für die Mierendorff-Insel geeinigt. Das teilte das Bezirksamt mit. Das Konzept zielt darauf ab, vor allem den Durchgangsverkehr zu minimieren. Auch der geplante Bau einer Straßenbahntrasse spielt eine Rolle.

Die dicht besiedelte Mierendorff-Insel wächst weiter. Große Bauvorhaben wie der Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke oder die neue Straßenbahntrasse von der Turmstraße bis zum Bahnhof Jungfernheide werden den Verkehr auf der Insel stark beeinflussen. Der Insel-Rat sitzt daher bereits seit zwei Jahren über einem Mobilitätskonzept. Das soll die negativen Folgen für die Bewohner der Insel minimieren, den Durchgangsverkehr reduzieren, Fußgängern, Schulkindern und Radfahrern mehr Sicherheit bringen.

Als zentrales Gremium der Nachbarschaft hat der Insel-Rat dem erarbeiteten Mobilitätskonzept inzwischen nun mehrheitlich zugestimmt und das Papier dem Bezirksamt übergeben. „Die Empfehlungen der Insel-Bewohner sind zwar nicht bindend“, so Verkehrsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne), „aber sie werden von uns im Bezirksamt und in den Fachverwaltungen als repräsentative Stimme der Bewohnerschaft hoch geschätzt.“ In den kommenden Wochen soll das Konzept der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. Das Mobilitätskonzept ist das Ergebnis eines umfassenden Beteiligungsprozesses, der im Mai 2023 mit einer öffentlichen Insel-Konferenz begann, auf der die aktuellen Verkehrsprobleme analysiert und erste Ideen der Anwohner diskutiert wurden. Die Ergebnisse flossen in die Arbeit des Insel-Rats ein, der sich in den vergangenen zwei Jahren viermal traf, um mit dem Planungsbüro Hoffmann-Leichter, dem Tiefbauamt und weiteren Experten Maßnahmen zu planen und zu priorisieren.

Zu den Maßnahmen, die den Verkehr auf der Insel besser lenken und reduzieren sollen und die sich daher viele Anwohner wünschen, gehören unter anderem der Umbau von Kreuzungen, eine Optimierung der Ampelschaltungen und neue Fußgängerüberwege, neue oder breitere Radwege, zum Beispiel auf der Kaiserin-Augusta-Allee, breitere Gehwege, verkehrsberuhigte Schulzonen oder Kiss-and-Go-Zonen, zum Beispiel vor der Mierendorff-Grundschule, mehr Tempo-30-Zonen, Mini-Kreisverkehre, beispielsweise an der Kreuzung Osnabrücker und Mierendorffstraße, größere Mittelinseln für Fußgänger, etwa an der Kreuzung Tegeler Weg und Mierendorffstraße, sowie Carsharing und Jelbi-Stationen.

Folgen für die Mierendorff-Insel werden der Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke und der Umbau des Autobahndreiecks Charlottenburg haben. Die neue Brücke, die westlich der Insel liegt und Teil der A100 ist, entsteht bei fließendem Verkehr, der zwischenzeitlich über eine Ersatzbrücke rollen soll. Staus sind programmiert, weshalb die Insulaner befürchten, dass der Ausweichverkehr ihre Wohnkieze zustopft – und zwar die nächsten sechs bis acht Jahre. So lange soll der Brückenneubau jedenfalls dauern.

Die Mierendorff-Insel kann auch idyllisch sein.  | Foto:  Ulrike Kiefert
  • Die Mierendorff-Insel kann auch idyllisch sein.
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Was den Verkehr auf der Mierendorff-Insel dagegen langfristig verändern wird, ist die neue Straßenbahntrasse von der Turmstraße in Moabit bis zum Bahnhof Jungfernheide in Charlottenburg-Nord. Viele Insulaner wollen sie gar nicht, sie ist jedoch vom Senat fest eingeplant Die verlängerte Straßenbahnlinie M10 führt künftig von Alt-Moabit über die Kaiserin-Augusta-Allee und die dortige Brücke auf die Insel und weiter über die Osnabrücker Straße, bis sie schließlich nach knapp vier Kilometern nördlich des Bahnhofs Jungfernheide endet. Das wird jedoch noch dauern, frühestens ab 2028 soll die Straßenbahn fahren.

Bis dahin müssen die betroffenen Straßen für die Schiene umgebaut werden. In der Kaiserin-Augusta-Allee beispielsweise verläuft die Tram nicht auf einem eignen Gleisbett, sondern künftig auf der Autospur. Die Radwege dort werden auf 2,30 Meter verbreitert und neue Ladezonen eingerichtet. Auf dem Mierendorffplatz südlich der Grünanlage ist die Schienentrasse in Seitenlage geplant, also getrennt vom Autoverkehr. Die Osnabrücker Straße ist dagegen für eine Straßenbahn sehr eng. Die Buslinie M27 wird wegen der Tram gestrichen. Laut BVG sollen dafür andere Linien fahren. Der X9 soll nicht wieder ans Netz gehen.

Die nächste Insel-Konferenz ist für Sonnabend, 22. März geplant. Dort soll es dann um das  Mobilitätskonzept und die Folgen des Trambaus für die Mierendorff-Insel gehen. Ort und Zeit stehen noch nicht fest.

So soll die Straßenbahntrasse am Mierendorffplatz aussehen. Dort fährt sie in einem eigenen grünen Gleisbett.  | Foto:  Ramboll
Die Mierendorff-Insel kann auch idyllisch sein.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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Ulrike Kiefert aus Mitte

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