Mehr Platz für Busse: ZOB wird bis 2018 erneuert und erweitert
Westend. In den 60ern erbaut, frei von Schnickschnack, überbeansprucht durch den Reiseboom: Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen ZOB und dem Flughafen Tegel. Doch am Busbahnhof startet noch in diesem Jahr der lang erwartete Ausbau.
Er ist ein Ort der traurigen Abschiedsküsse und glücklichen Umarmungen. Die Drehscheibe für Fernbeziehungen und Familienbesuche. Ein Sinnbild des günstigen Reisens. Doch dass der Zentrale Omnimbusbahnhof ZOB seit der Liberalisierung des Fernbusmarktes schwarze Zahlen schreibt und mehr Service bietet als jeder andere Abfahrtsort Deutschlands, sieht man ihm nicht an. Trister Beton und Container-Charme prägen das Bild. Und die orange geflieste Passerelle begrüßt Rollkoffer-Dompteure mit Uringeruch.
Soll das so bleiben? Kann es gar nicht. Denn was Andreas Horn, der Geschäftsführer der Internationalen Omnibusbahnhof Betreibergesellschaft vorrechnet, mahnt zum sofortigen Handeln. Von einstmals 65 000 An- und Abfahrten pro Jahr hat sich die Zahl bis 2014 auf 175 000 erhöht. Und in diesem Jahr erwartet Horn gar 205 000 Nutzungen.
„Die heutige Struktur reicht nicht mehr“, sagte er dem Wirtschaftsausschuss der BVV, der vor Ort tagte. Und auf Nachfrage bestätigte der Geschäftsführer, dass noch in diesem Jahr der Spatenstich zur Erweiterung gefeiert wird. Bis 2018 verwandelt sich die überkommene Anlage dann in einen modernen Terminal, wo all die verstreuten Schalter und Buden unter einem Dach zusammenfinden. Vor allem aber wächst die Zahl der Abfertigungsplätze von 27 auf 37. Und anders als Kritiker vermuten sei das keineswegs zu knapp geplant, weil die künftig schräg angeordneten Buchten rascher zu bedienen sind. „So erhalten wir einen erhöhten Durchfluss und Kapazität für 500 000 Nutzungen“, lautet die Prognose.
Warum der Ausbau so lange auf sich warten ließ? „Wegen einem Kompetenzgerangel zwischen der BVG als Betreiberin und dem Berliner Senat“, lässt Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) den Ausschuss wissen. Und weil die Busbranche eigene Auswege aus der Enge sucht, nehmen Unternehmen neue Standorte in Beschlag – etwa den Bahnhof Zoo. „Das ist politisch nicht gewollt, aber kaum zu verhindern“, äußert sich Schulte. Doch der ganz große Ansturm am Hardenbergplatz blieb bislang aus, weil Reisende zumeist Abfahrten am ZOB buchen, wo sie eine lückenlose Versorgung für ihre Bedürfnisse finden.
Für Wirbel während des Umbaus der betagten Anlage dürfte die Einbeziehung der Soorstraße sorgen, wo man also mit parkenden Bussen rechnen muss. Und weiterhin zur Diskussion steht die fußläufige Erreichbarkeit über die Passerelle. Weil sie das Durchkommen umständlich macht, laufen Vorwitzige oben über die Fahrbahn, was die Unfallgefahr beträchtlich erhöht.
Weil eine Ampel den Verkehrsfluss stören würde, muss wohl eine andere Lösung her. Wie die aussehen könnte, beraten alle Beteiligten derzeit mit renommierten Architekten. Und die bändigten immerhin schon den Times Square in New York.
tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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