Es braucht Licht im Dunkel
Messedammtunnel soll zur Interims-Event-Stätte werden

In der Nacht wird es hier unheimlich, dennoch wäre ein Abriss des Messedammtunnels schade.  | Foto: Matthias Vogel
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Was soll aus der Passarelle unter dem Messedamm werden? Darüber gab es kürzlich eine Podiumsdiskussion im Charlottenburger Rathaus. Das Ergebnis: Zumindest bis feststeht, wie die Straßenkreuzung darüber gestaltet wird, soll der Messedammtunnel mit Kunst-, Kultur- und Sportevents bespielt werden.

Es ist hinlänglich bekannt. Die Fußgängerunterführung mit ihrer besonderen Bauweise und den orangefarbenen Kacheln ist etwas Besonderes. Die Pop-Art-Architektur nutzten Filmemacher in der Vergangenheit als Kulisse, Szenen aus „Die Tribute von Panem“ oder dem Tatort wurden hier abgedreht, auch Action-Star Matt Damon turnte für einen Kino-Streifen an dieser Stelle durch den Charlottenburger Untergrund. Aber die Passarelle, in den 1960er Jahren im Sinne einer „autogerechten Stadt“ als Querungsmöglichkeit für Fußgänger konzipiert, bietet auch all denjenigen Schutz, die sonst kein Dach über dem Kopf haben. Obdachlose schlagen nachts ihre Lager auf, die Luft ist Urin geschwängert, die defekten Fahrstühle dienen als Toilette und deshalb ist auch das kein Geheimnis: Es ist in den Abend- und Nachtstunden sehr unangenehm, durch den Tunnel zu gehen. Er wirkt vergessen, davon zeugen die ebenfalls außer Betrieb befindlichen und mit Sperrholzplatten abgedeckten Rolltreppen.

Kunst und Sport veranstalten oder doch zuschütten?

Die unterirdische Verbindung zwischen ICC, ZOB und Messe ist ein Angstraum, seit Jahren ist der Handlungsbedarf allseits anerkannt, es muss nun wirklich etwas geschehen. Deshalb hat Oliver Schruoffeneger (Grüne), Leiter des bezirklichen Stadtentwicklungsamtes, Betroffene und Experten eingeladen. Die Skateboard- und BMX-Rad-Szene würden den Raum gerne weiter nutzen, weil sie dort perfekte Bedingungen für ihren Sport vorfindet, „gerade wenn es draußen nass ist“, wie Diskussionsteilnehmer Hans Jürgen Kuhn, Vorsitzender des Deutschen Skateboardverbandes, in die Runde warf. Horst Wohlfahrt von Alm von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat den Fokus auf die Umgestaltung der Kreuzung gerichtet und könnte dem Vernehmen nach gut damit leben, würde das unterirdische, denkmalgeschützte Bauwerk zugeschüttet werden. „Man darf nicht vergessen, dass sein Unterhalt eine Menge Geld kostet“, sagte er. Mit den von Moderatorin Anne Kammerzelt eingangs erwähnten 300.000 Euro pro Jahr sei es nicht einmal getan. Das Land plant, die Kreuzung fußgängerfreundlich zu machen. Die Ampeln seien auf dem Tunnelbauwerk befestigt und nicht ohne weiteres versetzbar. Derzeit laufe eine Machbarkeitsstudie, sagte Wohlfahrt von Alm, die Planungen würden sicher noch zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Vor der vorschnellen Vernichtung der Passarelle warnte Architekt und Publizist Wilfried Wang. Hinsichtlich des Umbaus des Autobahndreiecks Funkturm inklusive des Gedankenspiels, einen Teil der A 100 zur Gewinnung zusätzlichen Stadtraums zu überdachen, wisse man noch nicht, welchen Nutzen der Tunnel noch haben könnte. „Vielleicht springt man mit der Schließung und Zuschüttung zu kurz.“ Oliver Schruoffeneger würde es ebenfalls gerne sehen, wenn der Raum erhalten bliebe. „Es gibt ohnehin zu wenig unreglementierte Flächen im Bezirk.“ Gegen Ende der Diskussion verständigte er sich mit Gerhard Buchholz von der Tourismusgesellschaft Visit Berlin und Messe-Sprecher Emanuel Höger darauf, mit finanzieller Unterstützung aus dem Topf der Übernachtungssteuer City Tax ein Kunst- und Kulturkonzept auszuarbeiten. In Erwägung wurde auch gezogen, eine Agentur damit zu beauftragen, künftige Events zu koordinieren.

Gerade die Messe hat größtes Interesse daran, den „Angstraum Passarelle“ zu entschärfen. Sowohl Kongress- und Messebesucher als auch Mitarbeiter würden den abendlichen Gang durch den Tunnel meiden. "Das geht einfach nicht", sagte Höger. Zu den Veranstaltungen werde die Fläche bereits in Eigenregie gereinigt. „Wir denken auch darüber nach, ihn mit Musik zu beschallen, um ihn für Passanten angenehmer zu machen. Im Moment ist er einfach nur erschreckend“, so Höger.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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