Monatelanger Verzug bei Baustelle auf der Hardenbergstraße
Charlottenburg. Im Stau stehen gehört fast schon zum Lebensgefühl der City West. Aber unter den reich gesäten, tückischen Baustelle ist die zwischen Bahnhof Zoo und Ernst-Reuter-Platz ein besonders harter Fall. Warum nur kommt die BVG bei ihren Tunnelarbeiten so langsam voran?
Es ist Gras über die Sache gewachsen – im wahrsten Sinne des Wortes: Wer das nächste Mal auf der Hardenbergstraße im Stau steht, der achte einmal auf die ausgehobene Erde am Mittelstreifen. Hier wuchert das Gestrüpp, als habe sich selbst Mutter Natur mit dem Dauerzustand abgefunden.
Dabei sollte die Erde längst wieder verfüllt sein. Bauarbeiter sollten sie hinabschaufeln auf die frisch sanierte Tunneldecke der U-Bahnlinie 2. Aber auf diesem Gewerk der Berliner Verkehrsbetriebe lief es seit dem Projektstart Mitte 2014 eben nicht immer so, wie es laufen sollte.
Warum vollführen Autos, Busse und Fahrräder noch immer einen wirren Slalom zwischen den Baufeldern? Warum kommen die stark genutzten und staugeschädigten Buslinien M45 und 245 seit zwei über 24 Monaten ihren Fahrplänen nicht mehr hinterher?
Schadstoffe gefunden
Der Grund lag bis vor Kurzem zwischen Asphalt und Tunnel. Hier hatte man „in Fugen des Straßenunterbaus unvorhersehbarer Weise schadstoffbelastetes Material gefunden“, erklärt BVG-Sprecher Markus Falkner. Und dieses gefährliche Material, offenbar vergleichbar mit Asbest, durften die Arbeiter nicht ohne Weiteres entfernen. „Ein Entsorgungskonzept musste daraufhin zunächst in Abstimmung mit den Behörden entwickelt und dann entsprechend umgesetzt werden“, heißt es weiter. Ehe das Konzept fertig war, verging Woche um Woche. „Akkuratesse geht vor Schnelligkeit“, bittet Falkner um Verständnis – mit der mühsamen Entfernung von Sondermüll hatte an dieser Stelle niemand gerechnet. Doch der Sprecher betont zugleich, dass für Fahrgäste der U2 keine Gefahr besteht, weil der Schadstoff unter der Fahrbahn haftete und nicht im Inneren der 100 Jahre alten Tunnelschächte.
Inzwischen hat man das Problem behoben, so dass die Bauarbeiten wieder routinemäßig vonstatten gehen. Aber erst Ende 2017 wird auch der letzte Abschnitt beendet sein. Also noch ein Jahr Zeit für Unkrautstudium am Straßenrand.
In der Staufalle
Erst recht genügend Zeit, um alle Möglichkeiten zur Umfahrung der Staustelle zu testen. Aber wer schon einmal probiert hat, über die parallel verlaufende Kantstraße schneller ans Ziel zu gelangen, wird es längst wissen: Auch hier sind die Bremslichter des Vordermanns ein ständiger Begleiter. Stadteinwärts fahrend, zeigt sich erst kurz vor dem Bahnhof Zoo der Grund: Wegen Platzmangels stehen die Container einer Baustelle an der Grube, die ehemals Standort des Aschingerhauses war, mitten auf der Straße. Hier errichtet der Investor Hines gerade das Geschäftshaus „Zoom“. Und es wird ungefähr dann eröffnet, wenn die Tunnelsanierung der BVG auf der Nachbarstraße endet – vorausgesetzt, es läuft alles nach Plan. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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