"Eine drastische Verbesserung"
Neue Deges-Pläne zum Umbau des AD Funkturm stoßen auf breite Zustimmung

Der Protest gegen an Schulwegen entlang wälzenden Verkehr in der Eichkamp-Siedlung hat etwas gebracht, die Deges plant die Anschlussstelle Messedamm nun in Höhe Messe anstatt an der Jaffèstraße. | Foto: Matthias Vogel
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  • Der Protest gegen an Schulwegen entlang wälzenden Verkehr in der Eichkamp-Siedlung hat etwas gebracht, die Deges plant die Anschlussstelle Messedamm nun in Höhe Messe anstatt an der Jaffèstraße.
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Der Bürgerprotest hat etwas bewirkt, die Deges hat eine Alternative zur bisherigen Vorzugsvariante für den Umbau des maroden Autobahndreiecks Funkturm entwickelt. Sie wurde einerseits wohlwollend, andererseits kritisch zur Kenntnis genommen. Die Berliner Woche hat die Stimmen zur „Variante 4 d“, zur „Variante für die Stadt“, eingesammelt.

Oliver Schruoffeneger, bündnisgrüner Baustadtrat im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, sagte in der Anhörung im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen des Abgeordnetenhauses am 13. Mai: "Wir begrüßen grundsätzlich die neue Variante. Die Deges hat damit auf die deutlichen Beschwerden aus der Anwohnerschaft und des Bezirksamtes reagiert. Die neue Variante 4 d stellt für uns die Basis für eine akzeptable Lösung dar. Neben einer Reduzierung der Belastungen für die Wohnsiedlungen gegenüber der ursprünglichen Planung bietet sich nun auch die Möglichkeit, sinnvolle Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer auf den anliegenden Stadtstraßen zu schaffen.“ Schruoffeneger machte aber auch klar, dass es noch einige Fragen zu klären seien. Entsprechende Verbesserungsvorschläge und Forderungen habe man bereits der Deges geschickt.

Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Berlin, hält die Alternative für einen tragfähigen Kompromiss: „Aus Sicht der Wirtschaft sind zwei Dinge für den Erfolg des Mammutprojektes entscheidend: Der Verkehr muss auch während der Bauarbeiten fließen, sonst droht der Verkehrskollaps, und der Zeitrahmen muss eingehalten werden. Beides verspricht das vorgelegte Konzept. Jetzt kommt es darauf an, zügig, also spätestens Mitte 2021, mit dem Planfeststellungsverfahren zu starten.“

Gemischte Gefühle in Alt-Westend

Nach wie vor überhaupt nicht einverstanden mit dem gesamten Projekt ist das Kiezbündnis Klausenerplatz. Das Quartier wäre durch die Streichung zahlreicher Anschlussstellen durch deutlich mehr innerstädtischen Verkehr belastet. „Unsere Kritik richtet sich gegen den Berliner Senat, der keine Perspektive entwickelt, die in den 1950er-Jahren geplante Stadtautobahnschneise durch Charlottenburg im Zuge der Neubaumaßnahmen am Autobahndreieck, der Westendbrücke und der Rudolf-Wissell-Brücke endlich zu schließen. Diese Schneise zerschneidet nicht nur unseren Bezirk, sondern belastet Tausende von Anwohnern mit Schadstoffen und Lärm. Der Vorschlag des Kiezbündnisses, die Autobahn zu deckeln und damit Schadstoff- und Lärmbelastungen zu verringern sowie neue dringend benötigte Grün- und Bauflächen zu gewinnen, wird vom Senat mit der Beauftragung einer Machbarkeitsstudie nur sehr verhalten angegangen“, heißt es in Auszügen in einer Stellungnahme der Initiative.

Auch die Nachbarschaftsinitiative Alt-Westend, gerade erst wegen der verkehrlichen Auswirkungen des Umbaus auf ihren Kiez gegründet, ist skeptisch: „Die neue Vorzugsvariante sehe ich mit gemischten Gefühlen. Durchaus positiv zu bewerten ist, dass die Deges sich bewegt hat. Für die Siedlungen Eichkamp und Heerstraße ist das ein wichtiger Erfolg. Für die Anwohner im Bereich der Knobelsdorffstraße auf beiden Seiten der Autobahn kann jedoch bestenfalls von einem kleinen Schritt die Rede sein. Die neue Vorzugsvariante wird nach aktuellem Stand täglich 600 bis 700 zusätzliche Fahrzeuge in die Wohngebiete spülen“, teilt der Gründer der Initiative, Alexander Pönack, mit.

Johannes Heyne, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf, zeigte sich erfreut: „Wenn auch der Anteil städtebaulicher Entwicklungsflächen gegenüber der bisher verfolgten Vorzugsvariante geringer ausfällt, so ist diese Variante ein Gewinn für den Bezirk und insbesondere für die in unmittelbarer Nähe der Avus lebenden Menschen. Die ursprünglich geplante Hochlage der Avus im Bereich der Siedlung Eichkamp war ein No-Go. Die bei der neuen Variante entstehenden städtebaulichen Potentialflächen im Bereich der Messe gilt es nun, geschickt und bedarfsgerecht zu entwickeln, bestmöglich gemeinsam mit der Westkreuzbrache, welche sich als Standort für kostengünstigen Wohnraum nahezu aufdrängt.“

Mehrbelastung an der Knobelsdorffstraße

„Die neue Variante stellt eine drastische Verbesserung dar“, sagt Falk von Moers, Kopf des Siedlervereins Eichkamp und Organisator der Demonstration am 22. Februar. „Sie kommt unserem Anliegen, den durch den Umbau zu erwartenden Hauptverkehr stärker über die unbewohnten Straßen Messedamm und Masurenallee abfließen zu lassen, deutlich näher.“ Er freue sich, dass es zu einer Art Dialog zwischen Bürgerschaft, Bezirk, Deges und Senat gekommen sei. „Wir dachten oft, von uns kommt da nichts an, aber die neue Variante ähnelt einem Vorschlag, den wir bereits ganz früh gemacht haben.“ Einen Wermutstropfen hat von Moers ausgemacht: „Der Verkehr über die Abfahrt Knobelsdorffstraße in westlicher Richtung auf die Königin-Elisabeth-Straße wird um 400 bis 500 Fahrzeuge am Tag steigen.“

Diese zusätzliche Belastung hat auch der Mobilitätssprecher der bündnisgrünen Fraktion in der BVV, Alexander Kaas-Elias, als Schwäche erkannt: „Oliver Schruoffeneger hat aber im Verkehrsausschuss bereits angekündigt, die Reduzierung der Mehrbelastung auf ein erträgliches Maß durch andere verkehrslenkende Maßnahmen prüfen zu wollen.“ Die neue Variante halte er für die bessere, weil im Gegensatz zur Ursprungsplanung die Jaffèstraße entlastet würde, so Kaas-Elias. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Deges auf die Bedenken des Bezirks und der Bürgerinitiativen eingeht.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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