Kein Kavaliersdelikt
Polizei, Ordnungsämter und BVG rücken Falschparkern zu Leibe

Beim Falschparken erwischt und verwarnt worden ist dieser Führer eines Lkw. Beim Lieferverkehr bemüht sich die Polizei um Fingerspitzengefühl.  | Foto: Matthias Vogel
2Bilder
  • Beim Falschparken erwischt und verwarnt worden ist dieser Führer eines Lkw. Beim Lieferverkehr bemüht sich die Polizei um Fingerspitzengefühl.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Sie sind nicht nur der Obrigkeit ein Dorn im Auge: Falschparker. Die Berliner Polizei hat deshalb in Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern und der BVG wieder fünf Tage lang Schwerpunktkontrollen durchgeführt. Unter anderem in der Schlüterstraße.

Die Charlottenburger Verkehrsader sei ein „Hot Spot“, allerdings einer wie Hunderte weitere Straßen in der City West auch. „Hier sind viele Geschäfte, gleichzeitig herrscht Parkplatznot. Die Leute stellen sich mit ihren Autos dann gerne auf den Schutzstreifen für Fahrradfahrer“, erklärt Polizeihauptkommissar Rainer Paetsch.

"Dann wird es einfach gefährlich“

An der Kreuzung mit dem Ku’damm findet sich eine weitere Verkehrssituation, die prädestiniert ist für Ordnungswidrigkeiten: Neben der Busspur ist ein Streifen für alle Rechtsabbieger in die Schlüterstraße. Im Einmündungsbereich von Kreuzungen herrscht absolutes Halteverbot, viele Autofahrer stört das allerdings nicht. Paetsch: „Wenn auf dieser Rechtsabbiegerspur verkehrswidrig geparkt wird, dann zwingt das potenzielle Abbieger auf die Busspur. Dort müssen sie dann halten, weil sie nicht gleich in einem Zug abbiegen können. Das heißt für den Busfahrer und andere zur Nutzung der Busspur berechtigte Fahrzeugführer, wie Taxis und Radfahrer, dass sie bremsen und warten oder ausweichen müssen. Dann wird es einfach gefährlich.“

Bußgeld zu gering?

Seine Kollegen hatten sich derweil schon auf der Schlüterstraße auf den Weg vom Ku’damm aus in Richtung Kantstraße gemacht, um den Falschparkern zu Leibe zu rücken. Vom 3. Juni an wurden an verschiedenen neuralgischen Punkten Berlins Behörden übergreifend kontrolliert. Nicht zum ersten Mal. Ob die Autofahrer dadurch nachhaltig zu bekehren sind, konnte Paetsch nicht mit Sicherheit sagen. „Das lässt sich nicht messen. Wir führen aber ja unabhängig von der Sanktionierung immer Gespräche mit diesen Verkehrssündern und hoffen schon, dass wir das richtige Verhalten in den Köpfen verankern.“ Nach Meinung des Polizeihauptkommissars falle die Sanktionierung eher zu gering aus. „Wenn jemand gewissenlos falsch geparkt hat, dann hält ihn ein Buß- oder Verwarnungsgeld in Höhe von 15 oder 20 Euro nicht davon ab, es wieder zu tun.“ Paetsch glaubt, schon die vom Verkehrsclub Deutschland vorgeschlagenen 100 Euro für Vergehen wie bei Rot über die Ampel zu fahren, während der Fahrt zu telefonieren oder eben Busspuren zuzuparken, würde die Bereitschaft deutlich erhöhen, sich an Verkehrsregeln zu halten.

Den typischen Falschparker gebe es übrigens nicht. „Fahranfänger, junge Mütter, Senioren – das zieht sich durch alle Bevölkerungs- und Altersgruppen“, sagte Paetsch. Genauso wie die mangelnde Einsicht des Fehlverhaltens. Die Ausreden seien meist die gleichen: „Ich bin sofort wieder weg“ oder „Ich habe doch niemanden gestört“. Doch Paetsch betonte: „Falschparken ist kein Kavaliersdelikt.“

Mit Fingerspitzengefühl vorgehen

Seine Kollegen haben unterdessen einen Sünder erwischt. Ein Lkw-Fahrer hat in zweiter Reihe und dabei gleich mehrere Autos zugeparkt. Es bleibt bei einer von neun mündlichen Verwarnungen, die die Beamten in den eineinhalb Stunden in der Schlüterstraße aussprechen. „Beim Lieferverkehr braucht es Fingerspitzengefühl. Wenn wirklich kein Parkplatz frei ist und nicht gleich der Verkehr lahmgelegt wird, erkennen wir schon die Notwendigkeit an. Das Ein- und Ausladen darf aber keinesfalls als Freibrief verstanden werden“, erklärte Paetsch. Zu den Verwarnungen hat die Polizei noch vier Anzeigen gestellt, wie der Polizeihauptkommissar am Nachmittag vermeldete. „Normalerweise gibt es dort deutlich mehr Vergehen. Ich denke, die Autofahrer haben die Ankündigung unserer Aktion der Presse entnommen und länger nach einem regulären Parkplatz gesucht.“

Beim Falschparken erwischt und verwarnt worden ist dieser Führer eines Lkw. Beim Lieferverkehr bemüht sich die Polizei um Fingerspitzengefühl.  | Foto: Matthias Vogel
Polizeihauptkommissar Rainer Paetsch ist sich sicher: Mit einer Erhöhung der Sanktionierung würde auch die Bereitschaft steigen, sich an Verkehrsregeln zu halten.  | Foto: Matthias Vogel
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 542× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 831× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.