Selbstfahrende Autos unter Strom: Debatte über Verkehr von morgen
Charlottenburg-Wilmersdorf. Wie kommen wir künftig von A nach B? Eines der wichtigsten Großstadthemen, vor allem in der City West, befindet die Konrad-Adenauer Stiftung. Und die Gäste bei ihrem ersten Stadtteilgespräch mischten sich ein – mit Kritik an den heutigen Verhältnissen.
Zum Vorwärtskommen brauchte der Mensch immer schon Hände und Füße. Er bedurfte wacher Augen, benötigte Konzentration zum Finden des Wegs. Was aber passiert, wenn er keine Hand mehr aufs Lenkrad legt, seine Füße kein Pedal mehr berühren? Was geschieht, wenn ihn das Auto auf Zuruf ans Ziel kutschiert? Möglicherweise wird das Automuffel wieder zurück auf die Straßen holen. Oder sie bevorzugen Züge, die ebenfalls fahrerlos verkehren, nur zuverlässiger und flexibler als bisher.
Solche Unwägbarkeiten bildeten den Horizont, vor dem die Konrad-Adenauer-Stiftung darüber debattieren ließ, wie wir uns künftig fortbewegen. Als Spezialist in diesen Fragen skizzierte Martin Weis von der Beraterfirma „Take 5“ ein Bild mit klaren Eckpunkten: „Raus aus der fossilen Verbrennung, rein in die Elektromobilität“, heiße einer der deutlichsten Trends. „Das wird ein ganz langsames Hineintasten“, sagt er Skeptikern, die bei langen Ladezeiten und schwachen Batterien abwinken. Jede neue Technologie brauche ihre Zeit, um sich verlässlich zu etablieren. Auch die Tatsache, dass alle vier Elektrobusse der BVG nach einem Tag ausfielen, sieht Weis nur als Beweis dafür, dass es etwas Geduld braucht. Und egal, mit welchem Antrieb oder mit welcher Muskelanstrengung man sich fortbewegt: „Es wird ein Miteinander geben, nicht mehr ein Nebeneinander.“
Dass die Verkehrsteilnehmer den knappen Straßenraum am besten selbst untereinander ausmachen, weiß auch Stefan Evers. Als Moderator der Runde erzählte der CDU-Stadtentwicklungsexperte von seinen Anfängen als Sprecher für Verkehr seiner Fraktion in der BVV. Darüber, „Entwicklungen ihren Raum zu geben“ anstatt sie zu regulieren. „Ich erinnere mich noch, wie wir darüber stritten, welche Parkplätze im Bezirk wir als Abstellflächen für Carsharing ausweisen. Währenddessen zog die Wirklichkeit an uns vorbei.“ Die Kurzzeitmiete von Autos funktioniert heute losgelöst von feste Stationen.
Lebhafte Diskussion
Und die Zuhörer der Debatte? Sie schalteten sich lebhaft ein – und zwar mit Sinn für das Hier und Jetzt. Ob man nicht S-Bahnen um einen Fahrradwaggon erweitern könne, um der Überfüllung in den kleinen Abteilen Herr zu werden? Unwirtschaftlich und insofern unrealistisch, entgegnete Weis, der früher immerhin die Münchener Verkehrsbetriebe leitete. Sein eigenes Fahrrad überhaupt mitnehmen zu wollen, zeige an, dass man in einer veralteten Logik festhängt. „Sie fahren mit einem fremden Fahrrad zum Bahnhof und mieten an der Zielstation ein anderes“, verwies er auf Bikesharing.
Wie man wildes Parken und Autorennen auf dem Ku'damm einzudämmen gedenke? Hier heißt der Schlüssel laut Weis: Einüben von gegenseitige Rücksichtnahme. Und das ist keine Utopie, sondern steht weit oben in der Straßenverkehrsordnung von heute. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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