Wie von Geisterhand
Teststrecke für automatisiertes Fahren eröffnet
Die Straße des 17. Juni ist kürzlich als Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren eröffnet worden. Eines Tages sollen fahrerlose Autos die möglichst ökologische Palette an Fortbewegungsmitteln ergänzen. Die Entwicklung läuft auf Hochtouren, bei den Testfahrten für die Medienvertreter konnte auf den Mensch am Steuer noch nicht verzichtet werden.
Es war ein dichtes Gedrängel im bauhaus reuse und dem zusätzlich aufgestellten Zelt auf dem Ernst-Reuter-Platz, als die Technische Universität (TU) und ihre Partner das Forschungsprojekt namens „Diginet-PS“ vorstellten. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lauschten gespannt den Ausführungen von Sahin Albayrak, dem geschäftsführenden Direktor des DAI-Labors und Leiter des Fachgebietes Agententechnologien in betrieblichen Anwendungen und der Telekommunikation der TU Berlin. Beide Politiker freuten sich über den aufwendigen Open-Air-Versuchsaufbau der Wissenschaftler und waren sich einig: Deutschland dürfe bei der Mobilitätswende nicht nur zugucken, sondern müsse selbst Impulse setzen.
Die Grüne Ampel kommen sehen
Das versucht die TU. Zweieinhalb Jahre lang wurden dafür Sensoren gebaut, Fahrzeuge umgerüstet, Software entwickelt und alles miteinander vernetzt. Nun konnte die 3,6 Kilometer lange Teststrecke zwischen dem Ernst-Reuter-Platz und dem Brandenburger Tor in Betrieb genommen werden. Sie bot sich wegen ihrer komplexen Verkehrssituation für die Forschungszwecke an: dreispurig in jede Richtung, zwei große Verkehrskreisel, 15 Ampeln. An ihnen und der Straßenbeleuchtung befestigt, liefern Sensoren Daten über Verkehrssituation, Wetterlage oder Umweltbelastung, die an ein Kontrollzentrum übermittelt werden und letztlich für die Kommunikation mit und zwischen den vernetzten Fahrzeugen dienen sollen.
Die Lösungskonzepte zielen darauf ab, die Sicherheit und Effizienz des Verkehrs sowie seine Umweltfreundlichkeit zu erhöhen. Einer der Fahrer sagte: „Beispielsweise können wir über die Bildschirme sehen, ob die Ampel rot oder grün ist, selbst wenn uns selber ein Lkw die Sicht versperrt.“ Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert das Projekt innerhalb der „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren“ mit 4,63 Millionen Euro. Bis Menschen sich in Berlin wie von Geisterhand von A nach B bewegen können, wird es dem Vernehmen nach aber noch ein Weilchen dauern.
Die Teststrecke sei für das Image des automatisierten Fahrens förderlich, sagte Grünen-Stadtrat Oliver Schruoffeneger, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung in Charlottenburg-Wilmersdorf. „Ich glaube zwar, das autonome Fahren wird bei der Mobilitätswende nicht die entscheidende Rolle spielen, aber verschließen darf man sich dieser Entwicklung nicht. Es wird kommen.“ Für den privaten Gebrauch halte er es für nicht praktikabel. „Aber ich denke für Busse wäre es durchaus geeignet.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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