Bei verkaufsoffenen Sonntagen liegen Handel, Kirchen und Gewerkschaften im Clinch
Berlin. Am 7. Mai ist es wieder so weit: An diesem Sonntag haben in Berlin zahlreiche Geschäfte geöffnet. Erfahrungsgemäß lockt dies viele Kunden in die Einkaufszentren und die teilnehmenden Läden.
Das freut den stationären Handel – auch, weil er sich immer stärker gegen das Onlinegeschäft wehren muss. „In Berlin dürfen die Händler an bis zu zehn Sonntagen im Jahr öffnen, das ist ein Spitzenwert unter den Bundesländern. In einer internationalen Tourismus-Metropole wäre alles andere auch nicht zeitgemäß“, sagt Mateusz Hartwich von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin.
Berlin steht mit der Anzahl der verkaufsoffenen Sonntage – gemeinsam mit Brandenburg, das erst kürzlich eine Erhöhung beschlossen hat – an der Spitze der Bundesländer. In den meisten anderen Ländern sind es nur vier verkaufsoffene Sonntage, in Baden-Württemberg sogar nur drei.
Jedes Jahr sind es in Berlin acht feste Termine für die verkaufsoffenen Sonntage, die der Senat festlegt. An zwei weiteren Sonntagen zu öffnen, wäre gesetzlich erlaubt. Eine Genehmigung haben die Geschäfte dann für die Zeit zwischen 13 und 20 Uhr. Die Termine für die verkaufsoffenen Sonntage sind bewusst gewählt. So finden zeitgleich besondere Veranstaltungen statt oder nahe an den dazugehörigen Wochenenden sind Feiertage, die viele Menschen nach Berlin locken – so etwa die Grüne Woche, der Tag der Deutschen Einheit oder die Adventszeit mit zahlreichen Weihnachtsmärkten.
Mit Blick auf die Nachbarländer – etwa Polen, das derzeit die Läden jeden Sonntag öffnen lässt – würde sich die IHK Berlin grundsätzlich mehr Flexibilität bei den Sonntagsöffnungszeiten wünschen. „Der Kunde möchte selbst wählen, wann er einkauft“, sagt Hartwich. Sollte der Sonntagshandel eingeschränkt werden, würde das seiner Meinung nach klar zulasten der stationären Geschäfte gehen.
Den verkaufsoffenen Sonntagen stehen allerdings Gewerkschaften und Kirchen kritisch gegenüber. „In unserer Verfassung steht, dass der Sonntag als ein 'Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung' geschützt bleibt“, sagt Heike Krohn-Bräuer, die Sprecherin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Die aktuell bestehenden Regeln seien ein Kompromiss, bei dem es bleiben müsse. Aus ihrer Sicht greife es zu kurz, die Sonntagsöffnung nur aus der Sicht der Kunden, aber nicht der Beschäftigten zu betrachten.
„Wie sollen Familien und Freunde gemeinsame freie Zeiten verbringen können, Menschen sich ehrenamtlich in Vereinen und Initiativen einbringen, wenn immer mehr an den Sonntagen arbeiten müssen?“, gibt Krohn-Bräuer zu bedenken. Und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di klagt in einigen Bundesländern immer mal wieder gegen verkaufsoffene Sonntage. jtw
Autor:Jana Tashina Wörrle aus Charlottenburg |
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