Dresdner Feinbäckerei mit Mendelssohn-Medaille geehrt
Etwas Süßes sollte es sein, und davon bitte 2500 Portionen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bei der Bestellung geklotzt, wollte den Mitgliedern des CDU-Wirtschaftsrates etwas Besonderes zu beißen geben. Und Rainer Schwadtke, Inhaber der Dresdner Feinbäckerei in Friedrichshagen, lieferte so verlässlich, wie er immer liefert. In dem Fall waren es vor allem Eierschecken und Stachelbeer-Baisers.
Etwas, das der Kanzlerin offenbar sehr gut mundet. "Aber selbst wenn jemand abends um 18.30 Uhr noch anklopft und sagt, dass er eine dreistöckige Torte braucht, bekommt er sie am nächsten Morgen", verspricht der Meister und Chef von 30 Mitarbeitern. Einfache Kunden sind ihm immer noch die liebsten.
Der Servicegedanke, Backkunst auf den Punkt genau, das mag für den Gewinn der "Goldenen Brezel" als Zeichen für bestes Bäckerhandwerk genügt haben. Zur Verleihung der Franz-von-Mendelssohn-Medaille der IHK und der Handwerkskammer Berlin brauchte es für den Betrieb mit seinen drei Filialen noch mehr: ehrenamtliches Engagement. Schwadtke kann auch das. Und der Dienst an seinen Mitmenschen scheint ihm so selbstverständlich, als wäre er für Bäcker und Konditoren festgeschrieben.
"Mein Motto lautet: Kindern und Alten musst du etwas geben", sagt Schwadtke. Dabei heißt geben meistens: selber backen lassen. Zutaten mischen und Teig kneten, das können auch die Kleinsten. "Dann erfahren sie schon sehr früh, wie eine Brezel, die man überall kaufen kann, eigentlich entsteht." Was das Handwerk ausmacht, erlebten auch schon behinderte Kinder einer Schule aus Erkner. Oder die Jugendmannschaften der Berliner Eisbären. "Wenn es in die Play-offs geht, muntern wir sie hier immer auf."
Seit 19 Jahren arbeitet die 1906 gegründete Feinbäckerei auch zum Wohle von Kirchengemeinden, liefert manchmal vergünstigte Hörnchen, steht ein für die Sportclubs vor Ort. Genug geleistet für die Mendelssohn-Medaille, befand die Jury. Unter mehr als 50 Mitbewerbern setzte sich der Traditionsbäcker durch. 5000 Euro Siegprämie aus privaten Mitteln gab es für Platz eins.
Dadurch bestärkt, wird der Spezialist für schmackhafte Stollen verfahren wie bisher. Er schaltet sich auch gerne in Diskussionen ein, buk 2011 den Anrainern des Müggelsees, denen bald Turbinenlärm droht, Flugroutenverbotsbrötchen. Und auch das Preisgeld der Mendelssohn-Medaille bringt der 47-Jährige unters Volk. Zumindest versucht er es. Einen kleinen Spielplatz will er auf eigene Kosten bauen lassen, auch wenn sich die Politik bislang querstellt. An Schwadtkes Grundsätzen ändert das alles nichts: "Wenn jeder Gewerbetreibende, ob Facharzt, Fleischer oder Friseur, nur fünf Euro abgibt, dann geht es uns allen besser."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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