Neues Kino belebt das Zoo-Quartier: Das Delphi Lux zielt auf ein jüngeres Publikum
Charlottenburg. Kinosterben war gestern – plötzlich herrscht Aufbruchsstimmung: Die Yorck Kinogruppe übernimmt die Eventpassage am Bahnhof Zoo und will nach dem Winter gleich sieben neue Säle eröffnen. Dafür tätigt man eine siebenstellige Investitionen – und will von einer Konkurrenz mit dem Zoo Palast nichts wissen.
Lux steht für Licht, sicherlich auch für Luxus. Aber wenn Heinrich-Georg Kloster dieses Wort gebraucht, meint er Lust an Qualität und Komfort, nicht unerschwingliche Karten. Kloster, einer der beiden Geschäftsführer der Yorck Kino GmbH mit zwölf Betrieben in Berlin, haben Branchenkenner schon mit Auszeichnungen überhäuft. Jetzt platziert sich sein Unternehmen mitten in der City West, dem Schauplatz eines beispiellosen Kinosterbens – mit einem Arthouse-Kino namens Delphi Lux. Die Trendumkehr?
Kloster glaubt jedenfalls an den Neustart zur richtigen Zeit am richtigen Ort. „Charlottenburg wird wieder attraktiver für Jüngere“, erklärte er nun bei der offiziellen Präsentation des neuen Projekts. Und da man sich mit dem Eigentümer der bisherigen Eventpassage an der Kantstraße einig wurde, sind die Umbauarbeiten bereits voll im Gange. „Kino kann nie eine ortsübliche Miete zahlen“, erklärt Kloster. Umso zufriedener sind alle Beteiligten, dass für den Vermieter eine attraktive Nutzung der Immobilie das Wichtigste war.
Christian Bräuer, zweiter Geschäftsführer der Yorck Gruppe, verspricht Cinephilen ein modernes Arthouse-Programm. Und schielt auf Publikum, das individuelles Design zu schätzen weiß. Keiner der sieben Säle wird dem anderen gleichen. Und die Gesamtkapazität von 650 Plätzen gliedert sich in Räume von 150 bis hinab zu 36 Sesseln. Dieses Kleinkino wird auch über eine Bar verfügen und für private Veranstaltung zu mieten sein. „Wir fühlen uns als ein Teil Charlottenburgs“, erklärt Bräuer seine Verbundenheit zum Stammbezirk. Immerhin hat das Unternehmen seinen Sitz in der Rankestraße und betreibt aktuell das Cinema Paris ebenso wie den Delphi Filmpalast.
Ob das Delphi Lux, vom Stammhaus nur wenige Schritte entfernt, das alte Delphi nicht kannibalisieren wird? Die Yorck-Männer bestreiten das. „Wir glauben, dass das Angebot die Nachfrage stimuliert“, versucht Kloster zu beruhigen. In dem Sinne empfindet er auch den Zoo Palast, mit seiner Platzhirsch-Stellung in der City West, nicht als direkten Rivalen. „Wir befruchten uns gegenseitig“, baut Kloster auf Co-Existenz.
Im neuen Delphi Lux, das man auf eigene Kosten für einen siebenstelligen Betrag in den Bestandsbau am Yva-Bogen fügt, „sollen sich das alte Berlin und die neue City West begegnen.“ Dafür setzten die Macher auf die Dienste des Architektenbüros Bruzkus/Batek. Und dessen Entwurf sieht vor, die lange, schmale Passage am Bahnhof Zoo mit fröhlichen, abwechslungsreichen Stilelementen aufzulockern. Ob man auch die Passage selbst durch das Platzieren von Tischen und Stühlen nutzen darf? Das steht noch nicht fest. Sehr wohl weiß man, dass beim Interieur noch größerer Aufwand getrieben wird. So erstrahlt einer der Hauptsäle im klassischen Kino-Rot, ein anderer schillert mit bunten Schuppen, die an eine Drachenhaut erinnern. „Jeder Saal wird ein Marktplatz der Vielfalt“, verspricht Bräuer.
Solche Aussichten versetzen auch das Bezirksamt in Begeisterung. „Der Rückgang der alten Kinos in der City-West in den letzten Jahren war sehr schmerzhaft“, sagt Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD). Umso erfreuter begrüßt er das Delphi Lux als „neuen Big Player in Sachen Kultur.“ Nachdem Anfang der 2010er Jahre an Ku’damm und Zoo Mode und Hotellerie ihren Platz fanden, steht jetzt mit dem Fotohaus C/O Berlin, dem Theater des Westens und den beiden Delphi-Kinos ein ganzer Block im Zeichen der jungen, vorwärtsgewandten Kultur. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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