Wo Autos parkten, zieht Interior Design ein
stilwerk zieht in die Kant-Garagen

Die Kant-Garagen wurden ab 1930 für parkende Autos, eine Werkstatt und Tankstelle genutzt. Nun zieht das stilwerk in das denkmalgeschützte Gebäude. | Foto:  Gädeke+Sons GmbH, Foto: Detlef Bluhm
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  • Die Kant-Garagen wurden ab 1930 für parkende Autos, eine Werkstatt und Tankstelle genutzt. Nun zieht das stilwerk in das denkmalgeschützte Gebäude.
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Die historischen Kant-Garagen werden Standort des neuen stilwerk Berlin. Die Designmarke realisiert ihr Konzept unter dem Motto „Kooperation statt Konkurrenz“ mit Möbelherstellern, Inneneinrichtern und Dienstleistern auf insgesamt 9500 Quadratmetern Fläche in der geschichtsträchtigen Hochgarage.

Das Haus wird sein Angebot mit den Bereichen Gastronomie, Eventfläche und Hotelzimmern verbinden: Direkt anschließend an das Designcenter in der Hochgarage wird 2022 das dazugehörige stilwerk Hotel auf der Fläche der ehemaligen Werkstatthalle eröffnet. Beide Häuser sind über einen Gang miteinander verbunden.

Verkauf, Hotel und Gastronomie

„Wir bleiben der Hauptstadt treu“, so stilwerk Inhaber Alexander Garbe. „und freuen uns darauf, unser seit 25 Jahren bewährtes Konzept an einem sehr besonderen Berliner Standort weiterzuführen. Die architektonisch attraktiven Kant-Garagen mit ihrem inspirierenden Flair und das anliegende Hotel geben uns die Möglichkeit, Showrooms, offene Verkaufsflächen und Hospitality unter einem Dach zu vereinen.“

Auch Kant-Garagen-Inhaber Dirk Gädeke ist voll des Lobes: „Mit den Plänen von stilwerk wird die denkmalgeschützte Hochgarage aus den 30er-Jahren sowie das angrenzende Hotel neu belebt“, so der Immobilienunternehmer.

Bewegte Geschichte des Baudenkmals

In der denkmalgeschützten Parkgarage entsteht auf 9.500 Quadratmetern und acht Etagen eine Destination für Premium Design. Renommierte Marken, Händler und Dienstleister bieten ab 2022 auf Ebene 1 bis 4 alles zum Thema hochwertige Inneneinrichtung an. Auf einer offenen Ausstellungsfläche sowie in den historischen Heinrichsboxen werden die Marken ihr Angebot präsentieren. Gehobene Gastronomie im Erdgeschoss und eine Eventfläche im fünften Stock ergänzen das Konzept. Eine Tiefgarage und ein Penthouse mit Dachterrasse im sechsten Stockwerk runden die Pläne ab. Darüber hinaus soll, etwa durch eine temporäre Ausstellung, auch auf die bewegte Geschichte und ursprüngliche Nutzung der Hochgarage hingewiesen werden.

Auf der Fläche der ehemaligen Werkstatthalle entsteht das Hotel mit 61 Zimmern.

Verkehrsdenkmal von internationaler Bedeutung

Das Architekturdenkmal Kant-Garagen hat als älteste in Europa erhaltene Hochgarage im Stil der Neuen Sachlichkeit eine wechselvolle Historie aufzuweisen. Von Architekt Hermann Zweigenthal alias Herman Herrey für und mit dem Unternehmer und Ingenieur Louis Serlin geplant und in den Zwischenkriegsjahren 1929 bis 1930 erbaut, wurde das auch unter den Namen „Kant-Garagenpalast“ oder „Serlin-Rampenhaus“ bekannte Gebäude 1930 eröffnet. Es gab Platz für 300 Autos, eine Tankstelle, Waschplätze, eine Werkstatt und eine Zentralheizung, die die empfindlichen Holzkarosserien vor Feuchtigkeit schützte. Eine besondere Sensation stellte damals eine Doppelhelix dar – eine Wendelrampe, auf der sich die Autofahrer beim Rauf- und Runterfahren nicht mehr begegneten. Weltweit einmalig und architektonisch interessant ist außerdem eine gläserne Vorhangfassade an der Rückseite des Parkhauses, deren filigrane Struktur trotz moderner Dämmung bei der aktuellen Umgestaltung erhalten werden konnte.

Wendelrampe und Waschplätze

„Ich kenne die Garagen seit 40 Jahren und fand sie einfach rettenswert“, so Dirk Gädeke, der seit 2016 Eigentümer der Kant-Garagen ist. „Ich liebe dieses Parkhaus – es war immer erkennbar Bauhaus, es war immer eine ganz besondere Immobilie.“ Auch Architektin Johanne Nalbach, die mit ihrem Büro Nalbach + Nalbach für die Umgestaltung des Architekturdenkmals verantwortlich zeichnet, ist begeistert: „Das Wunderbare an den Garagen ist, dass seit 1930 fast nichts verändert wurde“, so die Architektin. „Die Original Heinrichs Boxen, in denen die Autos früher parkten, mit den einzigartigen Schiebetoren der Berliner Firma Paul Heinrichs, der Waschplatz, die gläserne Vorhangfassade auf der Rückseite des Gebäudes und die in Europa nur noch einmal vorhandene Doppelhelix-Wendelrampe – alles ist noch da“, erläutert Johanne Nalbach.

Von 1945 bis 2014 wurden die Kant-Garagen entsprechend ihrem ursprünglichen Zweck als Garage mit Tankstelle und Reparaturwerkstatt genutzt. Abrisspläne des vorherigen Eigentümers Karl Heinz Pepper wurden von den Behörden nicht genehmigt. Ein offener Brief zahlreicher kulturpolitisch aktiver Berliner Institutionen machte damals auf die Bedeutung des Kant-Garagenpalastes aufmerksam, das als „singuläres Verkehrsdenkmal von nationalem Rang“ gilt, wie der Landesdenkmalrat Berlin im August 2010 schrieb. Seit 2016 steht das Bauhaus-Denkmal leer. Nun zieht neues Leben ein.

Autor:

Manuela Frey aus Charlottenburg

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