Kreuzberg. Er war Schriftsteller und Maler, wirkte als Galerist, inszenierte Theaterstücke, arbeitete als Schauspieler. Auch darüber hinaus hatte Robert Wolfgang Schnell (1916-1986) ein ereignisreiches Leben.
Unter dem Titel "Geisterbahn" kann das jetzt in einer Ausstellung nachvollzogen werden, die am 24. September,im Kunstquartier Bethanien am Mariannenplatz 2,eröffnet wird. Die Schau wurde von der Browse Gallery in Kooperation mit dem Friedrichshain-Kreuzberg Museum konzipiert. Sie knüpft an den Ausstellungszyklus zur Kreuzberger Bohème der 1950er- bis 70er-Jahre an, der 2014 und 2015 in der Marheineke-Markthalle zu sehen war.
Robert Wolfgang Schnell gehörte zu diesem Kreis, war aber noch einiges mehr. Geboren in Wuppertal, beginnt er 1935 ein Musikstudium, bereits zuvor entstanden Gedichte und Bilder. Es folgten diverse Jobs vom Hilfsarbeiter bis zum Abteilungsleiter, erste Theaterarbeiten, so 1943 als Opernregisseur in Den Haag.
Im während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen besetzten Holland war Schnell auch kurz als Soldat eingesetzt. Er flieht nach Deutschland, wird zur Ersatzreserve eingezogen und desertiert. Bis zum Kriegsende versteckt er sich bei einem Bauern.
Danach inszeniert er mehrere Theaterstücke im Rheinland, lernt den Regisseur Wolfgang Langhoff kennen und folgt ihm 1947 an die Kammerspiele des Deutschen Theaters in Ost-Berlin. Die Zusammenarbeit endet zwei Jahre später im Streit.
In den 50er-Jahren freundet sich Schnell mit dem Dichter und Grafiker Günter Bruno Fuchs und dem Bildhauer Günter Anlauf an. Gemeinsam gründen sie 1959 die Galerie "zinke" im Hinterhof der Oranienstraße 27, eine der wichtigsten Zentren der Kreuzberger Bohème.
Nach Hörspielen und Drehbüchern folgen ab 1963 mehrere Erzählungen und Romane, etwa 1964 die "Geisterbahn", auf die auch der Titel der Ausstellung hinweist.
In seinem literarischen Werk geht es oft um Außenseiter und Typen aus dem Berliner Milieu, die einen Kontrast zur vorherrschenden Gegenwartsgesellschaft bilden. Dazu kamen Kinderbücher wie "Pulle und Pummi" (1969) oder "Holger wohnt im Zoo". Schnells Schaffen aus dem Bereich der bildenden Kunst umfasst Ölbilder und Aquarelle, Holzschnitte und Grafiken. Und in den 70er-Jahren wurde er einem breiten Publikum vor allem als Schauspieler bekannt. Er war in mehreren Fernsehproduktionen des Regisseurs Wolfgang Staudte zu sehen. Auch in dem TV-Mehrteiler "MS Franziska" von 1977.
All das steht für das Leben eines "Individualisten und Querkopfs, der ständig auf der Suche nach geeigneten künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten war". So formuliert im Begleittext der Browse Gallery. Und weiter: "Unbedingte Wahrhaftigkeit, Freiheitsliebe und unabhängiges künsterlisches Schaffen – davon erzählen seine Bilder und seine literarischen Werke." tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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