Kreuzberg. Boris Lurie starb 2008 im Alter von 83 Jahren in New York. In einer großen Retrospektive sind jetzt im Jüdischen Museum mehr als 200 Collagen, Gemälde und Zeichnungen dieses unangepassten Künstlers zu sehen.
Der Titel der Schau lautet: "Keine Kompromisse". Denn Lurie stellte sich Zeit seines Lebens gegen den kommerzialisierten Kunstbetrieb und auch gegen manche gesellschaftlichen und ästhetischen Konventionen.
Das hängt mit seiner Lebensgeschichte zusammen. Boris Lurie, geboren im damaligen Leningrad, hat als Jugendlicher zusammen mit seinem Vater das Ghetto in Riga und die Konzentrationslager Stutthof und Buchenwald überlebt. Seine Mutter, Großmutter, jüngere Schwester und seine Jugendliebe wurden 1941 bei Massenerschießungen ermordet. 1946 emigrierte er in die USA. Im gleichen Jahr entstand sein Zyklus "War Series", in dem er seine Verfolgung und Haft verarbeitete. Die Bilderserie war eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedacht und wurde erst 2013 in New York gezeigt.
Provokante Collagen
In späteren Werken provozierte Lurie zum Beispiel mit Collagen, die historische Holocaustfotos mit Pin-up-Motiven aus amerikanischen Zeitschriften verbindet. Damit wollte er vor allem eine Gesellschaft aufrütteln, die wenig von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und der Vernichtung der europäischen Juden gezeichnet war. Andere, ebenfalls oft drastisch dargestellte Themen, waren der Rassismus und Sexismus in den Vereinigten Staaten. Oder der Politikbetrieb, den er als indifferent und mutlos empfand. Außer als Maler war Boris Lurie auch als Lyriker und Romanautor aktiv. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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