Schöneberg. „Praxis Bülowbogen“ war eine deutschlandweit beliebte Vorabend-Serie mit Günter Pfitzmann. Er spielte bis in die 90er-Jahre in über 100 Folgen den Doktor Brockmann mit seiner Praxis in der nahen Zietenstraße. Aber schon viel früher hatte die Gegend Gemüter erregt.
Etwa als die Stadt südlich des Landwehrkanals Schöneberger Ländereien kaufte. Eine Verbindung entlang der neuen Stadtgrenze Berlins nördlich der Dörfer Schöneberg, Tempelhof und Rixdorf sollte dort entstehen, der „Generalszug“ zu Ehren von Preußens Generälen der Befreiungskriege. Gartengestalter Joseph Peter Lenné plante eine schnurgerade Avenue mit viel Grün. Doch die Eisenbahn baute viel schneller. So musste die neue Straße schließlich einen großen Bogen um die vielen Schienen des Potsdamer und des Anhalter Bahnhofs machen, musste unter den düsteren Yorckbrücken durchgefädelt werden. Damals war hier rauchige und laute Dampflokgegend. Der Dennewitzplatz entstand im Knick der Bülowstraße – genannt Bülowbogen.
Straße wie Platz heißen seit 1864 nach Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz, preußischer General. Ab 1891 ist auf dem Dennewitzplatz die Lutherkirche als einer der damals typischen neogotisch-neoromanischen Ziegelbauten entstanden. Die alte Kirche hat die Zeiten überstanden, die Schrebergärten zum alten Bahngelände ebenfalls. Nur die viel älteren Güterbahnhofsgleise sind weg, machten Platz für die neuen Anlagen der Parks am Gleisdreieck. Lenné hätte sicher seine Freude daran, denn hier ist sein ursprünglicher Plan der durchgängigen Geraden zwischen Wittenbergplatz und Südstern mit einer Parkachse Wirklichkeit geworden.
Auf dem Viadukt an der Bülowstraße fährt man zwischen Kirche und dem Luther-Gemeindehaus durch. Der alte Kirchenbau wechselte vor wenigen Jahren den Eigentümer, ist nun Zentrum von Berlins American Church.
Unterm Park liegen die Gleise des Nord-Süd-Fernbahntunnels, treten am Tunnelmund wieder ins Freie. Und quer über dem Park spannen sich die beiden Hochbahnviadukte des U-Bahn-Netzes nun über Spielplätze, Wege, Grün- und Terrassenflächen. Sie haben das Zeug, ein neues Markenzeichen der Stadt zu werden. Zumindest aber ein Ort für ungewöhnliche Spaziergänge in der Mitte Berlins. BSM
Autor:Manuela Frey aus Charlottenburg |
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