Wie entstanden Luftbilder, als es noch keine Flugzeuge oder gar Drohnen gab? Mit Hilfe von Brieftauben.
An ihren Beitrag für Aufnahmen aus der Vogelperspektive zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert jetzt eine Ausstellung im Deutschen Technikmuseum, Trebbiner Straße 9. Sie zeigt Fotos, die vor allem aus dem Nachlass von Julius Neubronner stammen. Der Apotheker aus dem hessischen Kronberg (1852-1932) gilt als Pionier des Brieftaubeneinsatzes mit der Kamera.
Zunächst hatte er die Tiere für den Transport von Medizin und Rezepten abgerichtet. Als eine Taube erst nach Wochen von einem Flug zurückkehrte, aber trotzdem einen wohlgenährten Eindruck machte, rätselte er, wo sie sich in der Zwischenzeit aufgehalten hatte.
Um das künftig zu erfahren, entwickelte Neubronner eine selbstauslösende Miniaturkamera, die an den Tauben befestigt wurde. Dass damit nicht nur sein fliegendes Personal besser beobachtet werden konnte, sondern auch ganz neue Ansichten möglich wurden, lag auf der Hand. Die Taubenkamera kam danach auf vielen Gebieten zum Einsatz. Nicht zuletzt in der kriegsrelevanten Aufklärungsfotografie. Im Dezember 1908 wurde Neubronners Erfindung patentiert.
Sie hatte allerdings nur eine relativ kurze Konjunktur. Die aufkommenden Flugzeuge erwiesen sich bei der Luftbildfotografie schnell als effizienter. Auch mit weiteren Nachfolgemodellen konnte Julius Neubronner keinen kommerziellen Erfolg mehr erzielen.
Sein Nachlass wurde 1992 vom Historischen Archiv der Stiftung Technikmuseum erworben. Zu ihm gehörten auch zahlreiche Unterlagen zu Versuchen und Erfindungen und natürlich die umfangreiche Fotosammlung. Zu sehen ist sie bis 24. Juni in der Galerie Fototechnik des Technikmuseums, Trebbiner Straße 9; Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, 9 bis 17.30, sonnabends und sonntags, 10 bis 18 Uhr. Eintritt: acht, ermäßigt vier Euro.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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