Wedding. Die Ausstellung über das Weddinger Ehepaar vom 9. November bis zum 16. Januar in der Schiller-Bibliothek in der Müllerstraße 149 erinnert an die 1943 von den Nazis ermordeten Widerstandkämpfer.
Die von der BVV beschlossene Benennung des Rathausvorplatzes in Elise-und-Otto-Hampel-Platz steht nach wie vor in den Sternen.
Die Eheleute Elise und Otto Hampel wohnten in der Amsterdamer Straße und hatten zwei Jahre lang mit Flugblättern gegen Hitler und seinen Krieg gekämpft. Die Nazigegner wurden verraten, von der Gestapo aufgespürt, verhaftet und von Freislers Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Beide wurden am 8. April 1943 in Plötzensee durch das Fallbeil hingerichtet.
Hans Fallada widmete dem Ehepaar seinen 1947 veröffentlichten Roman „Jeder stirbt für sich allein“. Das Buch wurde mit Starbesetzung sowohl in der DDR als auch in der BRD verfilmt. Am Wohnhaus der Hampels in der Amsterdamer Straße 10 erinnert seit dem 8. April 1989 eine Gedenktafel an die Weddinger Nazigegner.
Die BVV hatte bereits im Sommer 2014 beschlossen, den Rathausvorplatz in der Müllerstraße 147 nach den Weddinger Widerstandskämpfern zu benennen. Auch die Stadtteilvertretung mensch.müller fordert dies. Doch die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), der der Rathausturm (das heutige Jobcenter) und der Vorplatz gehören, will das nicht. Die BIM befürchtet Orientierungsschwierigkeiten der Jobcenter-Kunden, wenn die Adresse geändert wird. Es gibt Überlegungen, zumindest die Fläche hinter dem Jobcenter-Hochhaus nach Elise und Otto Hampel zu benennen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung von Sozialpädagoge Christian Winterstein stehen 16 Fotografien von ausgewählten Postkarten und Flugschriften, die im Bundesarchiv im Original liegen. Die Hampels hatten etwa 200 handgeschriebene Postkarten im Kiez in Treppenhäusern verteilt. Darauf stand zum Beispiel: „Die Hitlerei bedeutet in der Welt, Gewalt geht vor Recht! Und bringt dem Volke nie einen Frieden! Vertraue auf Dich, nicht der eingeschlichenen Hitler Bande!“ Für die Hampels brach eine Welt zusammen, als sie bei der Vernehmung durch die Gestapo erfuhren, dass so gut wie alle Karten bei der Polizei abgegeben worden waren.
Die Ausstellung informiert auch über die literarische Verarbeitung des Schicksals der Hampels im Roman von Hans Fallada „Jeder stirbt für sich allein“. Am 14., 21. und 28. November, am 5., 12. und 19. Dezember sowie am 2. und 9. Januar gibt es jeweils um 12 Uhr Führungen durch die Ausstellung. Der Eintritt ist frei. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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