Lebensmittel und Lottoscheine
Ackerkiez bekommt Kiezkauf
Vor über zwei Jahren verschwand der Edeka aus dem Ackerkiez. Zum Ärger der Anwohner. Nach langer Suche hat die Degewo nun endlich einen Nachmieter gefunden. Der neue Nahversorger öffnet im Mai.
Einen so großen Supermarkt wie Edeka bekommen die Ackerkiezler nicht zurück. Das ist die nicht so gute Nachricht. Besser wird es trotzdem. Denn ein Kiezkauf zieht ins leere Erdgeschoss der Ackerstraße 118 ein. Der neue Mini-Supermarkt will am 2. Mai eröffnen. Plakate am Schaufenster künden davon.
Inhaber des „Kiezshops am Ackerplatz“ sind Enes Eksi und Emirhan Adas. Bereits im Dezember haben sie den Mietvertrag mit der Degewo unterschrieben. Öffentlich machte die städtische Vermieterin das aber erst jetzt. Auf 195 Quadratmetern verkaufen die beiden jungen Männer im Kiezkauf künftig Lebensmittel und frische Backwaren, Getränke, Tabak, Zeitungen und Zeitschriften. Auch Briefe und Pakete können die Anwohner dort abholen, Lottospielscheine abgeben und Geld abheben.
Mit dem neuen Nachmieter hat die Degewo eine Sorge weniger. „Wir sind froh darüber, hier nach der Sanierung wieder einen kleinen Lebensmittelhändler für die Bewohner gefunden zu haben“, sagte Rainer Uhlig, der bei der Degewo das Kundencenter Gewerbe leitet. Über zwei Jahre hat das immerhin gedauert – zum Ärger vieler Anwohner. Eigentlich hatte die Degewo gehofft, dass Edeka nach der Komplettsanierung der Häuserzeile zurückkehrt. Doch die Supermarktkette entschied sich anders, und die Degewo musste sich auf die Suche nach einem neuen Mieter machen. Laut Uhlig war die Ladenfläche vielen Einzelhändlern jedoch zu klein oder nicht rentabel genug. So habe sich Ende 2023 zum Beispiel Nahkauf wieder vom Vertrag zurückgezogen. „Wegen der Energiekosten, die sich inzwischen vervierfacht hatten.“ Außerdem hat das Geschäft keinen Kundenparkplatz, und die Ladezone liegt mitten im Wohngebiet. Hinzu kommt: „Wir haben hier keine A1er-Lage wie am Alexanderplatz oder vorne an der Bernauer Straße“, so Uhlig. „Die Ackerstraße findet nur, wer sie kennt.“
Enes Eksi (28) und Emirhan Adas (26) sind trotzdem optimistisch, den Laden langfristig schmeißen zu können. „Wir wollten uns schon länger selbstständig machen“, erklärte Eksi. „Wir sind sehr motiviert und glauben fest an dieses Projekt.“ Beide sind im Ackerkiez aufgewachsen, Enes wohnt heute noch dort, und sein Freund Emirhan hatte schon mal einen Laden mit Mitinhabern. „Wir kennen die Gegend und die Leute“, sagt Adas. In ihren Kiezshop haben die Zwei eigenes Geld investiert, das sie, wenn nötig, mit einem Kredit aufstocken wollen.
Der Gewerbemietvertrag mit der Degewo läuft über fünf Jahre, mit der Option um zweimalige Verlängerung. Das wären dann also 15 Jahre. Ulrike Sczygiol, die sich bei der Degewo um die Vermietung von Gewerbeimmobilien kümmert, hat Vertrauen in die Existenzgründer und ihr Konzept. „Wir hatten nicht viel Auswahl für diese Fläche, ja. Aber die Idee der beiden ist lange gereift, und Herr Eksi war hartnäckig.“ Der Kiezshop besetzt allerdings nicht das gesamte leere Erdgeschoss der Ackerstraße 116 bis 118. Der Kompromiss: Die anderen 313 Quadratmeter vermietet die Degewo an den gemeinnützigen Verein „Stattlab“. Das Siebdruck- und Fotolabor des Künstlerkollektivs muss aus der Drontheimer Straße 34 raus.
Im Juni soll es rund um den neuen Kiezshop ein Sommerfest geben – mit der Nachbarschaft, den Stadtteilkoordinatoren, dem Nachbarschaftshaus „Waschküche“ und mit Pfarrer Thomas Jeutner, der sich von der Degewo künftig eine „bessere Kommunikation“ mit dem Kiez wünschte. Zudem kündigte die Degewo ihr Konzept für den Ackerplatz an, der attraktiver werden soll. Mit der Anwohnerbeteiligung rechnet Tanja Boettcher von der Degewo-Quartiersentwicklung nach den Sommerferien.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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