Alles gut auf der Bösebrücke: Ost-West-Verbindung nach Sanierung wieder frei
Gesundbrunnen. Ab 9. August ist die berühmte Bösebrücke, auf der am 9. November 1989 der erste DDR-Schlagbaum hochging, wieder für den Verkehr in beiden Richtungen freigegeben.
Die Umfahrung auf der Bornholmer Straße ist beendet. Der Autoverkehr von Wedding rollt wieder Richtung Pankow über die Bösebrücke, die fälschlicherweise immer wieder Bornholmer Brücke genannt wird. Nach zwei Jahren ist die umfangreiche Sanierung beendet. Wegen der starken Regenfälle konnten ein paar Restarbeiten wie Abdichtungen, Gussasphalt auf dem nördlichen Gehweg und Rostschutz am Brückenbogen nicht termingerecht beendet werden, aber jetzt ist alles fertig.
Vor allem die Bewohner an der Jülicher Straße und Behmstraße können aufatmen: Die zweistreifige Umleitungsstrecke als Einbahnstraße Richtung Osten (Pankow) wird aufgehoben und alles wieder so zurückgebaut, wie es war. Das heißt, alle ursprünglichen Fahrstreifen und Parkplätze stehen wieder zur Verfügung, sagte Matthias Tang, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne).
Zwei Jahre lang war der Verkehr durch die Wohngebiete gerauscht, um die gesperrte Brücke von der Osloer Straße südlich zu umfahren und über die Malmöer Straße wieder auf die Bornholmer Straße zu kommen. Der Verkehr Richtung Westen (Wedding) musste sich während der gesamten Bauzeit einspurig über die Bösebrücke quälen. Die Tram fuhr während der umfangreichen Sanierung weiter über die Brücke. Wegen der Restarbeiten am nördlichen Brückenbogen kommt es auf der nördlichen Fahrbahn sowie Geh- und Radweg bis Ende August noch zu ein paar Einschränkungen. Die Bösebrücke stand schon länger auf der Sanierungsliste. Bei der Brückenprüfung 2012 hat das Bauwerk nur eine Zustandsnote von 3,0 bekommen.
Die 138 Meter lange Überführung wurde 1916 als erste genietete Stahlbrücke Berlins mit dem Namen Hindenburgbrücke eröffnet. Nach dem Krieg erhielt sie 1948 den Namen Bösebrücke – benannt nach dem 1944 von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpfer Friedrich Wilhelm Böse. Bornholmer Brücke, wie viele sie nennen, hieß die wegen der DDR-Grenze berühmte Brücke nie. Auf dem Bauwerk begann das Ende der DDR. Wegen zahlreicher DDR-Bürger, die am Abend des 9. November 1989 nach der Schabowski-Pressekonferenz zur neuen Reiseregelung („Das tritt nach meiner Kenntnis... ist das sofort, unverzüglich.") vor dem Schlagbaum skandierten, ließ der diensthabende Stasi-Oberstleutnant Harald Jäger kurz nach 22.30 Uhr die Menschen passieren. Der Rest ist Geschichte.
Die Bösebrücke, jahrzehntelang durch die Staatsgrenze geteilt, hatte aufgrund dieser Besonderheit auch einen unterschiedlichen Wartungsstand. Zum Beispiel mussten im östlichen Teil der Brücke wegen „deutlicher Unterschiede zwischen den zurückliegenden Instandsetzungsarbeiten während der Teilung Berlins“ neue Gehwegdielen eingebaut werden, wie die Verkehrsverwaltung mitteilt. Hauptziel der Sanierungsarbeiten war aber, die Brückenkonstruktion „leichter“ zu machen. Dazu wurde unter der Fahrbahn der vorhandene Schutzbeton entfernt. Der alte hatte eine Stärke von rund 15 Zentimetern. Als Ersatz wurde ein neuer Schutzbeton aus Leichtbeton aufgebracht, der nur noch acht Zentimeter dick ist. Brückenüberbau, das östliche Widerlager, die beiden Treppenanlagen, die Stützwände und die Balustraden auf der Ostseite wurden ebenfalls erneuert. Trotz kleiner Verzögerungen und einiger zusätzlicher Arbeiten – es mussten, anders als ursprünglich erwartet, kaputte Stahlbetonfertigteile der Tragkonstruktion unterhalb des südlichen und nördlichen Geh-und Radweges ausgetauscht werden – konnte die geplante Gesamtbauzeit von zirka zwei Jahren „im Wesentlichen eingehalten werden“, so Matthias Tang. Auch der Kostenrahmen von „etwa fünf Millionen Euro wurde eingehalten“. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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