Wieder Streit um Ex-Bahngrundstück
Bezirk will Grünfläche auf der letzten Brache an der Swinemünder Brücke
Das US-Immobilienunternehmen Hines hat das Fachmarktzentrum mit Kaufland als Hauptmieter direkt am Bahnhof Gesundbrunnen gekauft. Teil des Pakets ist aber auch eine kleine Brache östlich der Swinemünder Brücke.
Um das sogenannte Fachmarktzentrum (FMZ) hatte es vor 15 Jahren einen heftigen Genehmigungskrieg und Zoff in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gegeben. Vor allem die Betreiber des Gesundbrunnen-Centers wollten seinerzeit einen Konkurrenzmarkt in direkter Nachbarschaft verhindern. Doch der Discounter mit ein paar weiteren Läden und Fitnessfirma steht seit Jahren südlich vom Bahnhof zwischen Brunnenstraße und Brücke.
Dass der amerikanische Immobilienriese Hines das FMZ gekauft hat, stört niemanden. „Das Joint Venture aus Hines und einem deutschen Immobilien-Spezialfonds hat die Liegenschaft mit einem langfristigen Anlagehorizont erworben. Beim Fachmarktzentrum sind unmittelbar keine Veränderungen geplant“, sagt ein Hines-Sprecher auf Anfrage.
Die Amerikaner haben jedoch mit dem Einkaufsmarkt eine knapp ein Hektar große, unbebaute Brache dazubekommen, die in Verlängerung des FMZ-Baus östlich der Swinemünder Brücke liegt. „Aufgrund der positiven Entwicklung des Umfelds und des Stadtteils wird angestrebt, dieses Grundstück perspektivisch einer Entwicklung zuzuführen“, heißt es aus dem Hause Hines. Nähere Angaben wollte der Sprecher nicht machen, weil sich „Hines erst am Anfang der Planungsphase befindet“.
Vermüllter Rastplatz für Kutschpferde
Das freie Grundstück ist die letzte Brache auf den einstigen Bahnflächen zwischen Mauerpark und Humboldthain. Direkt daneben beginnt das Neubaugebiet, das die Groth-Gruppe nach jahrelangen Protesten und politischen Deals aus dem Boden gestampft hat. Knapp 500 Wohnungen wurden auf den früheren Bahnflächen nördlich der Gleimbrücke gebaut. Jahrzehntelang standen dort, an der Mauergrenze zwischen Gesundbrunnen und Prenzlauer Berg, Baracken und Blechbuden von Abrissfirmen und Kfz-Schlossern. Im sogenannten Mauerparkvertrag hatten sich 2012 der Senat und der damalige Grundstückseigentümer der früheren Bahnflächen, die österreichische Immobilienfirma CA Immo, auf ein Tauschgeschäft geeinigt: Für Baurecht auf der bisherigen 3,5 Hektar großen Gewerbefläche bekommt Berlin fünf Hektar Fläche zur Mauerparkerweiterung südlich des Gleimtunnels. Alles Geschichte – denn so ist es trotz massiver Proteste verschiedener Anwohnerinitiativen gelaufen.
Um das noch freie Grundstück zwischen der Swinemünder Brücke und den Groth-Häusern entbrennt nun ein ähnlicher Streit. Das Areal unterhalb der Brücke war ebenfalls jahrzehntelang Gewerbefläche auf Bahngelände. Heute ist dort alles vermüllt, Obdachlose campieren in Unterständen. Die Pferde, die Touristen am Brandenburger Tor durch die City kutschen, haben dort ihre Ställe und einen Auslaufplatz. Die Pferdekutschen stehen dort.
Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) bestätigt, dass es sich bei dem Grundstück östlich der Swinemünder Brücke um Bauland handelt. „Bebauung ist jedoch auf Grundlage des bestehenden Rechts nicht ohne weiteres möglich“, so Gothe. Er will für das 9000 Quadratmeter große Areal einen Bebauungsplan erarbeiten, der die Nutzung im Detail regelt. „Ziel des Bezirks ist es, diese Fläche als wichtigen Trittstein der Grünverbindung zwischen Mauerpark und Humboldthain weitestgehend als Grün- und Freifläche zu qualifizieren“, so Gothe.
Die Hines-Architekten wollten ihre Vorstellungen im Stadtplanungsamt erläutern. Das Ergebnis des Treffens war bis Redaktionsschluss nicht bekannt.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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