Gesundbrunnen: Altes Hertha-Domizil verschwindet
"Das ist richtig traurig"
Aus Berlin verschwindet eine Legende. Das alte Vereinsheim von Hertha am Gesundbrunnen-Center wird gerade abgerissen – mit Erlaubnis des Bezirksamtes.
Das leuchtende „Hostelo“-Schild ist abmontiert. Das blaue Dach, weg. Vom Haus stehen nur noch die Grundmauern. Der Abrissbagger hat ganze Arbeit geleistet. Bald ist die Legende ganz verschwunden. Gemeint ist nicht das Hostel, sondern das, was das markante Gebäude an der Jülicher Straße Ecke Behmstraße früher einmal war: das alte Vereinsheim von Hertha BSC. Es ist das einzige, was von der großen Weddinger Hertha-Zeit geblieben ist. „Das ist richtig traurig“, sagt Dietmar Arnold. "Das letzte Stück Kiezgeschichte von Hertha wird hier abgerissen." Der Chef des Berliner Unterwelten e.V. wohnt gleich ums Eck, verfolgt die Demontage der Hertha-Legende live mit. "Das letzte Original verschwindet im Orkus der Geschichte.“ Was Arnold noch ärgert, nirgends ist ein Bauschild zu sehen. „Wie kann man so etwas genehmigen?“
Das Bezirksamt bestätigt auf Nachfrage, dass der Grundstückseigentümer eine „Anzeige zur Beseitigung von baulichen Anlagen“ gestellt hat. Das war schon Ende 2023. „Die Prüfung des Anzeigeverfahrens durch das Stadtplanungsamt und die Untere Denkmalschutzbehörde hat keine Versagensgründe ergeben. Damit kann das Gebäude abgebrochen werden“, teilt das Amt mit. Die Arbeiten sollten demnach bereits Anfang März beginnen. Wer in Deutschland ein Haus abreißen will, braucht zumeist keine Genehmigung. Eine Anzeige bei der Unteren Bauaufsichtsbehörde (Bezirksamt) reicht unter bestimmten Bedingungen aus. Das Hertha-Haus stand auch nicht unter Denkmalschutz. Der wurde aufgehoben, kurz nachdem die Ruine 2010 versteigert wurde. Erworben hatte es damals wie berichtet der Berliner Unternehmer Ertac Ocak, der das Hertha-Domizil aufwändig sanierte und Ende 2014 als „Hostelo Berlin“ mit 21 Zimmern wiedereröffnete.
Das Gebäude selbst stammt aus dem Jahr 1924. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es an Hertha über und war seither Treffpunkt, Kneipe und Geschäftsstelle in einem. Auf der anderen Straßenseite stand das Hertha-Stadion, die „Plumpe“ genannt. Aus Geldnot musste der Fußballverein das Grundstück verkaufen, die „Plumpe“ wurde 1974 abgerissen. Seit Hertha seinen Sitz ins Olympiastadion verlegte, rottete das Haus vor sich hin.
Was auf dem Gelände jetzt passieren soll, weiß das Bezirksamt nicht. „Künftige Bauabsichten des Grundstückseigentümers sind nicht bekannt.“ Die Berliner hingegen sind sich einig: „Echt schade!“, „Sehr traurig“, „So verschwindet Weddinger Geschichte“ wird der Abbruch im Netz kommentiert. Und einer „ahnt schon, was da gebaut wird und wer sich das Portemonnaie füllt“.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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