degewo startet zweites Werkstattverfahren für die Wiesenburg

Wiesenburg-Vereinschef Robert Bittner will eine behutsame Sanierung. | Foto: Dirk Jericho
4Bilder
  • Wiesenburg-Vereinschef Robert Bittner will eine behutsame Sanierung.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Gesundbrunnen. Nach einem ersten Werkstattverfahren im vergangenen Jahr mit vier Architektenbüros schickt die degewo erneut vier Büros an die Zeichentische. Schon im Juli soll ein „konsensfähiges Gesamtkonzept für das anstehende Baugenehmigungsverfahren“ präsentiert werden.

Es war ein wenig ruhig geworden in den letzten Monaten um die historische Wiesenburg in der Wiesenstraße 55. Weddings schönste Ruinen des einstigen Obdachlosenasyls wurden vor zwei Jahren jäh aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen, als die kommunale Wohnungsbaugesellschaft das über einen Hektar große Areal als Eigentümerin übernommen hatte. Die etwa 20 Künstler und Handwerker, die hier seit vielen Jahren Ateliers haben und die Mieter des Wohnhaues befürchteten, dass sie im Zuge der degewo-Pläne rausfliegen könnten.

Nach anfänglichem Scharmützel zwischen den Mietern und neuen Besitzern, plötzlichen Ateliersperrungen, Bauzäunen und harschen Tönen klingt alles jetzt ein wenig harmonischer. Die degewo betont zum Start der konkreteren Planungsphase für die geplanten Wohnhäuser und der behutsamen Sanierung der denkmalgeschützten Ruinen, dass der Verein „Die Wiesenburg“, in dem sich die Künstler und Bewohner nach der degewo-Übernahme organisiert haben, weiterhin an den Planungen beteiligt wird.

Und auch Vereinschef Robert Bittner ist nicht mehr so auf Krawall gebürstet wie ganz am Anfang. Er weiß, dass er starke Verbündete in der Stadtpolitik hat, die wie der Verein eine behutsame Altbausanierung und harmonische Entwicklung der Wiesenburg wollen. Die degewo habe zugesagt, „dass alle Bestandsmieter in den Wohnungen, Ateliers und Werkstätten bleiben können“, sagt Bittner. Doch wie viel Miete die Künstler nach der Sanierung zahlen müssen ist noch unklar.

Die degewo will auf den Freiflächen im südöstlichen Bereich und auch im Bereich des Frauenasyls, dessen Ruinen möglicherweise abgerissen werden könnten, bis zu 120 Wohnungen bauen. Viel zu viel, sagen die Wiesenburger, die eine „kleinteiligere Bebauung mit Wohnateliers, Projekt- und Freiräumen statt hoher Wohnriegel“ wünschen. Bei der ersten Sitzung der vier beauftragten Architekturbüros wurden schon detaillierte Entwürfe gezeigt. In zwei weiteren Kolloquien werden die Pläne nun weiter bearbeitet. Einigkeit besteht darüber, dass die alte Sammelhalle ein Kulturort und soziokulturelles Zentrum für den gesamten Kiez werden soll. Die Ruinen werden saniert und bekommen ein Dach, damit man den zukünftigen Veranstaltungsort ganzjährig bespielen kann.

Um die Wohnhäuser vom Wiesenburg-Eingang an der Bahntrasse erschließen zu können, ist eine Durchwegung über das Altbau-Ruinen-Gelände geplant. Dazu müssten die alten Garagen und der frühere Badesaal abgerissen werden. Der Wiesenburg-Verein lehnt das ab. „Diese Räume kann man für Projekte oder Ateliers nutzen“, so Robert Bittner. Neubauten, die direkt an die historische Substanz angebaut werden, wollen die Wiesenburger auch nicht. Sie setzen auch auf die Unterstützung von Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), der im Fachgremium des Werkstattverfahrens mitarbeitet. Der hat sich im BVV-Bauausschuss als Wiesenburg-Fan geoutet. „Die Wiesenburg ist ein lebendes Gesamtkunstwerk, das in seiner Einzigartigkeit erhalten bleiben soll“, sagte er dort. DJ

Die Wiesenburger haben eine neue Internetseite mit interessanten Infos zur Geschichte und den Bewohnern: www.diewiesenburg.berlin.
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 707× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 996× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 965× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.