Vom Armenasyl zum Stadtquartier
Die "Wiesenburg" wird bis 2023 revitalisiert
Einst ein Armenhaus, wird die „Wiesenburg“ peu a peu wiederbelebt. Geplant ist dort ein Mix aus Wohnen und Arbeiten, Kunst, Handwerk und Bildung – mit Ateliers und einem "grünen" Klassenzimmer.
Wer nach verwunschenen Orten sucht, wird an der Wiesenstraße 55 fündig. Dort liegt direkt an der Panke die „Wiesenburg“, in Teilen ruinös und überwuchert, aber wildromantisch. 1896 vom Berliner Asylverein als Obdachlosenasyl eröffnet, war sie lange vergessen. Bewohnt ist heute nur noch das ehemalige Beamtenhaus. Große Teile des Geländes sind wegen Einsturzgefahr gesperrt. Wie die historische Sammelhalle auf dem Vorplatz, durch deren Überreste der Wind pfeift. Ein lebhafter Kulturort ist die Wiesenburg trotzdem schon. Künstler, Handwerker und Kreative haben die intakten Nebengebäude erobert. Es gibt beispielsweise eine Tanzhalle, eine Philosophiewerkstatt, ein Musikstudio, eine Metallbauwerkstatt und einen Underground-Treffpunkt der Kunst- und Kulturszene im Wasserturm.
Neues und Altes, Bewährtes und Experimentelles, Gewerbe und Wohnen
Dabei soll es aber nicht bleiben. Das Wohnungsunternehmen Degewo, der das 12 Hektar große Areal seit 2014 gehört, plant hier in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, dem Quartiersmanagement, dem Bezirk und dem Verein „Die Wiesenburg“ Größeres. Die denkmalgeschützte Gebäudesubstanz soll behutsam saniert und revitalisiert werden. Basis ist ein Nutzungskonzept, das die Kooperationspartner mit Anwohnern und künftigen Nutzern erarbeitet haben. „Neues und Altes, Bewährtes und Experimentelles, Gewerbe und Wohnen werden sich hier ergänzen und ein sehr eigenständiges Stück Berlin bilden“, kündigt Sandra Wehrmann vom Degewo-Vorstand an. Und Dirk Feistel vom Verein "Die Wiesenburg" ergänzt: "Als Verein sind wir angetreten, die anstehenden Veränderungen auf dem Areal mit eigenem Gestaltungswillen zu begleiten. Wir setzen uns dafür ein, den besonderen Zauber des Ortes zu wahren, kulturelle Freiräume zu schützen und bezahlbare Mieten für Kunst, Kultur, Handwerk und Soziales auf der Wiesenburg zu sichern."
102 Mietwohnungen entstehen
Ein erster Schritt ist der Wohnungsbau auf dem südlichen Areal. Dort zieht die Degewo fünf neue Wohnbauten mit 102 Mietwohnungen. Im Sommer sollen die ersten Mieter einziehen. Die Häuser mit ihren roten Klinkerfassaden passen zur historischen Architektur der Wiesenburg. Wie Altes mit Neuem verbunden werden kann, zeigt sich auch am Beispiel des Frauenasyls. Dessen Mauerreste wurden in einen Neubau für Handwerksbetriebe integriert.
"Grünes" Klassenzimmer
Auch die verfallene Sammelhalle wird nicht etwa abgerissen, sondern ins Heute geholt. Dort soll ein multifunktionaler Kunst- und Kulturort mit einem Kinder- und Jugendtheater und Veranstaltungsräumen entstehen. Eine Ausstellung über die Geschichte des Ortes findet dort ebenfalls Platz. In den Wasserturm wiederum sollen zusätzlich zu den aktuellen Nutzern eine Kiezkantine, Serviceräume fürs Theater oder für die Verwaltung einziehen. Profitieren kann die Nachbarschaft auch vom neuen Bildungszentrum mit seinen soziokulturellen Angeboten und einer Quartierswerkstatt. Ein Teil der Fläche bleibt Musikern als Proberaum vorbehalten. Ob alle diese Angebote in den Garagen unterkommen oder in einem Neubau, steht noch nicht fest. Direkt angrenzend ist zwischen historischen Mauern ein „grünes" Klassenzimmer unter freiem Himmel geplant. Einen solchen Lernort gab es früher schon mal auf der Wiesenburg.
Bund und Land fördern die Wiederbelebung der Wiesenburg im Dreieck von Panke, Ringbahn und Humboldthain mit 7,5 Millionen Euro. Fünf Millionen Euro gibt die Degewo. Bis Ende 2023 soll das Projekt abgeschlossen sein.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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