Denkmalschutz fürs Altenheim?
Nachkriegsbau soll für Schule weichen

Das ehemalige Altenheim an der Schulstraße 97 steht seit 2018 leer. | Foto: Dirk Jericho
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Die seit Ende 2018 leerstehenden Gebäude des ehemaligen Wohnpflegezentrums des Jüdischen Krankenhauses an der Schulstraße 97 sollen für einen Schulneubau abgerissen werden. Jetzt prüft das Landesdenkmalamt, ob man das Altenheim vor der Abrissbirne bewahren kann.

Der Berliner Architekt und Stadtplaner Werner Düttmann (1921-1983) ist einer der wichtigsten Vertreter der Nachkriegsmoderne. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen die Westberliner Akademie der Künste im Hansaviertel (1958-60), das Brücke-Museum in Dahlem (1964-67) und das Mehringplatzensemble (1966-75). Werner Düttmann war von 1960 bis 1966 Senatsbaudirektor und von 1971 bis zu seinem Tode 1983 Präsident der Akademie der Künste. Das Brücke-Museum und die Akademie der Künste planen anlässlich des 100. Geburtstages von Werner Düttmann im kommenden Jahr mehrere Veranstaltungen.

Im Jubiläumsjahr 2021 könnte das von ihm 1952 entworfene Altersheim an der Schulstraße 97 unter den Bulldozer kommen. Wie berichtet, soll die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Howoge für den Bezirk auf dem Areal zwischen Schulstraße und Iranischer Straße ein neues Gymnasium bauen. Das Jüdische Krankenhaus hatte Ende 2018 sein Seniorenheim auf dem Gelände geschlossen, weil der Bezirk das Grundstück als neue Schulfläche zurück wollte. Die Krankenhaus-Stiftung hatte 2003 das ehemalige kommunale Altenheim vom Land Berlin übernommen.

Es besteht "Denkmal-Verdacht"

Seit dem Bekanntwerden der Abrisspläne kämpft Werner Düttmanns Sohn Hans Düttmann um den Erhalt der dreigeschossigen Häuser. Das markante Ensemble mit den verzweigten Gebäudeflügeln war seinerzeit richtungsweisend, sagt Architekt Hans Düttmannn. Er und seine Schwester haben die Urheberrechte an dem Architekturentwurf.

Wie Christine Wolf vom Landesdenkmalamt sagt, würden Experten derzeit prüfen, ob das ehemalige Seniorenheim von Werner Düttmann in die Denkmalliste aufgenommen wird. Die Gebäude stehen unter „Denkmal-Verdacht“. Denkmalschützer waren bereits vor Ort und haben sich angeguckt, ob noch genügend „Originalsubstanz oder interessante Details“ vorhanden sind. Über die Ergebnisse konnte Wolf noch nichts sagen. „Wir sind in Kontakt mit den Nachkommen des Architekten, auch wegen des kommenden Düttmann-Jubiläumsjahres“, sagt Christine Wolf. Dass die Gebäude möglicherweise im Jubiläumsjahr abgerissen werden könnten, „käme sicher nicht so gut an“, glaubt sie. Die denkmalrechtlichen Prüfungen ihrer Behörde hätten allerdings „keine aufschiebende Wirkung“, erklärt Wolf nach Rücksprache mir der Rechtsabteilung. Der Denkmalschutz sei „nur ein legitimes Interesse“; dass im Bezirk dingend eine Schule benötigt wird, ein anderer wichtiger Aspekt.

Hoffnung, dass zumindest die Mensa erhalten bleibt

Hans Düttmann hofft nun, dass das Denkmalamt den Abriss verhindern kann. „Ich habe aber das Gefühl, dass es angesichts der geringen öffentlichen innerstädtischen Flächen und der Dringlichkeit des Schulbaus in der Stadt vermutlich gegen das Altersheim ausgehen wird“, so der Architekt mit Büro an der Lehrter Straße. Er will sich beim Denkmalamt auf jeden Fall für den Erhalt der Mensa einsetzen. Den eingeschossigen Gebäudeteil an der Nordseite des Ensembles könnte man „vielleicht mit einem anschließenden Flügel auch in ein Schulkonzept integrieren“, sagt Hans Düttmann.

„Das Grundstück ist bereits bei der Howoge mit dem Auftrag, dort ein Gymnasium zu entwerfen und zu realisieren“, sagt Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Er wolle aber „den Hinweis gerne an die Howoge weitergeben und darum bitten, den Vorschlag zu bewerten“. Einen genauen Abrisstermin gibt es noch nicht, wie Howoge-Sprecherin Sabine Pentrop sagt. „Aufgrund der dringend benötigten Schulplätze ist es oberstes Ziel aller Beteiligten, die Maßnahmen zügig umzusetzen.“

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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