"Hässlicher Blechverhau"
Verein verärgert über Bauzaun am Diesterweg-Gymnasium
Rund um das marode Diesterweg-Gymnasium steht jetzt ein Bauzaun. Damit keine Unbefugten aufs Gelände kommen. Der Verein PS Wedding will den „brutal hässlichen Blechverhau“ am liebsten wieder weghaben.
Der futuristische Bau an der Putbusser Straße verfällt seit Jahren. Ob und wann das frühere Diesterweg-Gymnasium saniert wird, ist ungewiss. Klar ist nur, die ehemalige Schule soll künftig wieder als Lernort genutzt werden und zwar als Integrierte Sekundarschule (ISS). Das geht jedenfalls aus der Antwort der Senatsbildungsverwaltung auf eine Anfrage der Linken im Landesparlament hervor.
Denkbar ist demnach ein vom Bezirksamt gewünschter Bildungscampus, mit „größtmöglicher Öffnung in das Quartier“. So könnte die Musikschule in den Sechsgeschosser miteinziehen, ebenso wie außerschulische Angebote. Die frühere Hausmeisterwohnung könnte Aktivitäten des Olof-Palme-Zentrums offenstehen und die große Schulaula öffentlichen Quartiersevents. Auch ein Schulgarten wäre dort vorstellbar. Bis es soweit ist, und das kann mangels Geld noch einige Jahre dauern – die jüngste Kostenschätzung für die Sanierung der Schulruine lag bei rund 67 Millionen Euro –, versperrt ein Blechzaun den Zutritt.
Aufgestellt hat ihn das Bezirksamt. Für 60 000 Euro. Die blickdichte Sperre soll das Schulgebäude und die Sporthalle sichern und verhindern, dass Unbefugte das Gelände betreten. Im Kiez sorgt der drei Meter hohe Bauzaun jedoch für Ärger. Die Nachbarschaftsinitiative PS Wedding nennt ihn einen „brutal hässlichen Blechverhau“, der den Zugang zu dem ruhigen grünen Freiraum verrammele und die Sicht auf den denkmalgeschützten Komplex versperre. „Gemeint ist die Blechwand anscheinend als Gebäudesicherungsmaßnahme des Bezirksamts, das hier ein äußerst peinliches Dilemma weiträumig und auf anspruchloseste Art wegsperren will.“ Mit „Dilemma“ meint der Verein das spektakuläre und international bekannte Architekturdenkmal, das seit über zehn Jahren vor sich hinrotte. „Kann man noch weniger sorgfältig mit Architekturdenkmälern und Freiräumen dieser Stadt umgehen?“ Trotz jahrelanger Bemühungen aus dem Quartier und spruchreifer Projekte vom Verein für eine sozial gerechte gemischte Nutzung, trotz Aufnahme in die Denkmalliste und trotz Förderung der international renommierten Getty-Stiftung werde hier weiterhin nur Leerstand in den Verfall begleitet, so der Vorwurf. Auch seien Anwohner, das Quartiersmanagement und betroffene Initiativen wie der Diesterbeet-Hochbeetgarten zur geplanten Absperrung des Platzes nicht konsultiert worden.
Laut Senatsverwaltung ist der Bauzaun aber nur ein erster Schritt. In der Folge sollen das undichte Dach noteingedeckt und Platanen zurückgeschnitten werden, um weitere Schäden an Fassade und Dach zu verhindern. Und weil im zweiten Untergeschoss das Wasser mittlerweile 20 Zentimeter hoch steht, wird abgepumpt. Das leere Schulhaus kostet auch sonst viel Geld. 700 000 Euro allein in diesem Jahr. Damit es nicht irgendwann zusammenbricht. Und auch der Müll muss runter vom Gelände. Knapp 8900 Euro gab der Bezirk vergangenes Jahr dafür aus.
Das Diesterweg-Gymnasium (Oberstufenzentrum) war 2011 geschlossen worden. In Mitte ging man damals von sinkenden Schülerzahlen aus. Ein Jahr später gründeten Nachbarn die Initiative PS Wedding, die das Areal zusammen mit der Degewo zu einem Ort mit günstigen Wohnungen, einem Quartiers- und Nachbarschaftszentrum, einer Kita, Wohnplätzen für Flüchtlinge und einer Bibliothek entwickeln wollte. Diesen Plänen stimmte auch das Bezirksamt zu, entschied 2019 aber, das Grundstück doch wieder als Schulstandort nutzen zu wollen. Denn in Mitte sind die Schulplätze knapp. Das Landesdenkmalamt verhinderte jedoch den geplanten Abriss für einen Schulneubau. Es stellte den knallorangefarbenen Bau Ende 2019 unter Denkmalschutz. Seitdem ist wenig passiert. Als Zwischenlösung bekam im März 2022 dann der Verein Caiju die Schlüsselgewalt über das Gelände. Für einen Pop-Up-Treff für Jugendliche .
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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