Wie ein zweites Zuhause
Interkulturelles Zentrum Mädea in Gesundbrunnen mit Louise-Schroeder-Medaille ausgezeichnet
Seit 23 Jahren kümmert sich Mädea um die Belange junger Frauen. Jetzt ist das „Interkulturelle Zentrum für Mädchen und junge Frauen“ der Stiftung SPI mit der Louise-Schroeder-Medaille ausgezeichnet worden.
Sie beschäftigen sich mit Feminismus und Gleichberechtigung, haben zu 100 Jahren Frauenwahlrecht geforscht und sogar ein Musikvideo über die „Mutter Berlins“ Louise Schroeder gedreht und dafür eine von vielen Auszeichnungen bekommen. Das Mädchenprojekt Mädea in der Grüntaler Straße 21 ist nicht nur ein geschützter Raum für Mädchen und junge Frauen, der beliebte Treffpunkt im Brennpunktkiez will auch Sprachrohr und Botschafter für Geschlechtergerechtigkeit sein.
Kampf für Gleichstellung
Jetzt hat Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland (SPD) Mädea mit der Louise-Schroeder-Medaille ausgezeichnet. Die Medaille geht jährlich an eine Persönlichkeit oder eine Institution, „die dem politischen und persönlichen Vermächtnis Louise Schroeders in hervorragender Weise Rechnung trägt“. Die SPD-Politikerin kämpfte für die Gleichstellung von Frauen und war von Mai 1947 bis Dezember 1948 Oberbürgermeisterin von Berlin. Allerdings nur „eine Stellvertreterin und Platzhalterin für Ernst Reuter mit der Bezeichnung Amtierende Oberbürgermeisterin von Berlin“, haben die Mädea-Mädchen bei ihren Recherchen herausgefunden und Unterschriften für ihr aktuelles Vorhaben gesammelt: Sie fordern eine „Regierende Bürgermeisterin 2021“. Schon vor zwei Jahren haben die Mädchen Gleichstellungssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ihre gesammelten Unterschriften mit ihrer Forderung übergeben. Für die Wahlen im Herbst stehen diesmal die Chancen nicht schlecht, dass eine Frau das Steuer übernimmt. Mit Franziska Giffey (SPD) und Bettina Jarasch (Grüne) gehen zwei weibliche Spitzenkandidaten ins Rennen.
Gerade jetzt wichtig
Mädea setzt sich zusammen aus den Worten Mädchen und Dea (Göttin). Auf den zwei Etagen des Jugendamtsgebäudes an der Grüntaler Straße geht es natürlich nicht nur um Frauenpolitik und Geschlechtergerechtigkeit. Der offene Treff ist für Mädchen ein jungenfreier Raum, in dem sie unter sich sein können. „Für viele ist das wie ein Zuhause“, sagt Mädea-Leiterin Celiana Kiefer. Normalerweise kommen täglich bis zu 30 Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen acht bis 18 Jahren. Wegen Corona sind die vielen Projekte und Aktivitäten im Haus jedoch auf Eis gelegt. Seit März können sich immerhin bis zu fünf Mädchen wieder treffen. Aber tanzen, Theater spielen, Videos drehen, basteln und nähen, gemeinsam kochen und vieles mehr – das geht zurzeit nicht und fehlt allen sehr. Die Mädchen kommen meist aus eher sozialschwachen Familien und haben auch Erfahrungen mit Rassismus und Sexismus gemacht. Gerade jetzt, wo der Alltag noch schwieriger ist, brauchen sie ihren Treff.
Selbstbewusst und aktiv
Auf ihren regelmäßigen Mädchenversammlungen planen sie normalerweise neue Projekte und sprechen darüber, was ihnen gerade auf den Nägeln brennt. Einmal im Monat wird dort einem Mädchen der Respektpreis verliehen. Es gibt auch geheime Gruppen, in denen die Mädchen über bestimmte Dinge reden, die nicht an die große Glocke gehängt werden sollen, wie Celiana Kiefer sagt. In der Gruppe „Das rote Geheimnis“ geht es zum Beispiel um Erfahrungen oder Probleme rund um das Thema Liebe und Sexualität.
Mädea hat montags bis donnerstags von 15 bis 20 Uhr, freitags von 14 bis 20 Uhr und sonnabends von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Vier Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen kümmern sich um die Besucherinnen, damit aus ihnen „selbstbewusste Mädchen werden, die sich aktiv ins Berliner Stadtleben einbringen“, wie es Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland in seiner Begründung zur Verleihung der Louise-Schroeder-Medaille sagt.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.maedea.stiftung-spi.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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