Kennenlernen am Kochtopf: In der Gartenstadt Atlantic gibt es eine Kümmelküche
Mikrokosmos Gartenstadt Atlantic nennt der Eigentümer der denkmalgeschützten Wohnanlage zwischen Heidebrinker Straße, Bellermannstraße und Behmstraße sein mehrfach ausgezeichnetes Integrationsprojekt mit verschiedenen Lernwerkstätten. Jetzt hat die von Michael Wolffsohn gegründete Lichtburg-Stiftung einen weiteren interkulturellen Treff eröffnet: die Kümmelküche.
Michael Wolffsohn ist bekannter Historiker und Publizist und gern gesehener Talkshow-Gast als Experte und scharfer Analytiker bei internationalen Konflikten. Der Enkel des Verlegers und Kinopioniers Karl Wolffsohn – Betreiber des einstigen Lichtburg-Kinos neben der Gartenstadt Atlantic – ist auch Hausbesitzer und Visionär. Seine Wohnanlage ist nicht nur Heimat von mehr als 500 Menschen, sondern ein einzigartiges Kultur-, Bildungs- und Integrationsprojekt.
In verschiedenen Lernwerkstätten können Kinder, Jugendliche und Erwachsene Kunst, Kultur, Theater, Naturwissenschaften oder Musik erleben. Die Lichtburg-Stiftung sammelt die dafür notwendigen Gelder für das deutsch-jüdisch-türkische Vorzeigeprojekt von Sponsoren oder anderen Stiftungen, um die kostenlosen Angebote zu finanzieren. Mittlerweile fließen jährlich 350 000 Euro in die sechs Lernwerkstätten. Tausende Kinder lernen jährlich im Klingenden Museum Instrumente kennen oder experimentieren in der Lernwerkstatt Zauberhafte Physik. Kitas und Schulklassen kommen regelmäßig zu Workshops und Projekttagen in die Lernwerkstätten.
Jetzt ist der Mikrokosmos Gartenstadt Atlantic um eine Lernwerkstatt reicher. In der Kümmelküche in der Heidebrinker Straße 10 können Kitagruppen und Schulkassen schnippeln und brutzeln und Gerichte aus aller Herren Länder kennenlernen. Auch Erwachsene können dort gemeinsam kochen und sich bei kulinarischen Entdeckungen kennenlernen. Mit solchen Projekten wollen Gartenstadtbesitzer Michael Wolffsohn und seine Frau Rita „die Leute zusammenbringen, ohne große Phrasen zu dreschen“, wie der Politik-Professor zur Eröffnung sagte.
In den Räumen der Kümmelküche war vorher ein Frisörsalon. „Wir könnten das alles locker vermieten, aber wir sind Überzeugungstäter“, so Wolffsohn. Die Idee zum interkulturellen Brutzelteff hatte Yavuz Yer schon lange. Er organisiert für die Lichtburg-Stiftung das Programm und ist „Herz und Seele dieser Stiftung“, wie Michael Wolffsohn sagt. Die Einrichtung der Lernwerkstatt Kochen hat das Quartiersmanagement Badstraße mit 80 000 Euro aus dem Senatsprogramm Soziale Stadt unterstützt.
Koch Max Finger freut sich schon auf die Kinder, mit denen er Gemüsesticks, Suppen oder Eierkuchen machen will. Für den 25-Jährigen ist die Kümmelwerkstatt Abwechslung zu seinen anderen Jobs als Koch im Restaurant und Saftverkäufer auf Märkten. Die professionell ausgestattete Küche kann jeder nutzen. Es gibt auch Kochkurse für Erwachsene und Senioren. „Wir wollen mit der Kümmelküche weiter ein Wir-Gefühl schaffen, unabhängig davon, wo jemand herkommt“, so Yavuz Yer. Die Lernwerkstätten sind dabei das verbindende Element. „Von Hamlet bis Omelett ist es nur ein Katzensprung“, sagt Tuncay Gary. Der Schauspieler leitet die Lernwerkstatt Literatur und Theater ein paar Meter weiter in der Zingster Straße 15. „Geist und Gaumen sind dicht beieinander“, so Gary.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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