Kinder der Carl-Kraemer-Grundschule bauen Möbel
Gesundbrunnen.
Mit Akkuschrauber, Zollstock, Säge und Leim geht es ans Werk. Die Kinder sind in ihrem Elan kaum zu bremsen. Mit beschichteten Birkenholz bauen sie ihre eigenen Möbel, auf denen sie später im Unterricht oder beim Mittagessen sitzen werden.
In Kooperation mit dem 2007 von den Architektinnen Katharina Sütterlin und Susanne Wagner gegründeten Projekt „Bauereignis“ wird in der Carl-Kraemer-Grundschule in den Herbstferien die Mensa neu eingerichtet. Gewerkelt wird täglich von 9 bis 12 Uhr.
Danach lasse die Konzentrationsfähigkeit der Kinder nach, erzählt Tischler Gottfried Knodt. Er gehört zu einem vierköpfigen Team aus Architekten und Tischlern, das mit den Kindern gemeinsam die künftigen Schulmöbel zusammenbaut. Dabei lernen die Kinder zum Beispiel den richtigen Umgang mit den Werkzeugen, sodass sie sich nicht verletzen.
Auf der Liste für die beiden Schulmensen stehen unter anderem 32 Hocker, sechs Bänke, sechs Hochstühle und ein kompletter Speisewagen. Was auf dem Papier nach viel Arbeit aussieht, scheint in der Praxis jedoch ziemlich schnell zu gehen. „Man kommt gar nicht hinterher, neue Arbeit heranzuschaffen, weil die Kinder so tatkräftig sind“, erzählt Tischler Felix Hugo. Manchmal gibt es sogar einen kleinen Streit darüber, wer welches Werkzeug benutzen darf.
Der Spaß an der Arbeit ist allen Kindern anzusehen – und das Projekt hat auch einen positiven Nebeneffekt. Die Betreuer haben festgestellt, dass die Kinder mit den selbstgebauten Möbeln viel sorgsamer umgehen. „Man merkt, wie viel Arbeit darin steckt“, sagt Caitlin (9), die gerade einen Hocker zusammenschraubt. Sie wisse jetzt auch, wie sie mit einem Zollstock genau abmesse und Markierungen für Schraublöcher einzeichne.
An der Ganztagschule in der Zechliner Straße wurden schon im vergangenen Jahr drei Klassenräume neu gestaltet. Burak (8) aus der dritten Klasse baute dabei zusammen mit seinen Mitschülern eine Spielecke in seinen Klassenraum. Was er dabei gelernt hat? „Dass man die Säge immer nach unten hält und mit Werkzeug in der Hand nicht rennen soll.“ Das Schöne für die Kinder ist, dass sie ihre eigenen Ideen einbringen können. Auf diese Weise entstehen individuelle Schulräume mit Sitzecken und verschiedenen Möbeln.
So können die Kinder auch während des Unterrichts öfter ihre Sitzposition wechseln. Dadurch werde laut der Betreuer die Konzentration gefördert.
Manchmal werden auch die Eltern zum Werken eingeladen. „Die brauchen viel mehr Betreuung als die Kinder“, sagt Felix Hugo lachend. „Eltern wollen ihren Kindern zeigen, wie es geht, aber die haben eine Woche Übung und sind viel besser.“
Das Geld für die Materialien beantragt „Bauereignis“, das bereits verschiedene Projekte in ganz Berlin durchgeführt hat, zusammen mit der jeweiligen Schule. Die Mittel werden unter anderem aus dem Projektfonds Kulturelle Bildung und dem EU-Programm Soziale Stadt bereitgestellt. PH
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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