Anschlag auf Babyladen
Unbekannte kippen stinkende Flüssigkeit auf die Treppe

Die Treppe vor dem Kindersachen-Geschäft in der Gerichtstraße 25 ist mit Plastikfolie abgeklebt. | Foto: Dirk Jericho
  • Die Treppe vor dem Kindersachen-Geschäft in der Gerichtstraße 25 ist mit Plastikfolie abgeklebt.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Simone Gogol-Grützner

Wer verübt einen Anschlag auf einen kleinen Laden, in dem die jungen Gründerinnen ökologische Kinderkleidung aus Wolle herstellen?

Sie sitzen auf der Ladentreppe, die Nina Krake und Tabea Börner mit Folie abgeklebt haben, damit der beißende Geruch nicht in das kleine Geschäft in der Gerichtstraße 25 zieht. Junge Südosteuropäer, die Tag und Nacht hier abhängen. Daneben sitzen Frauen mit kleinen Kindern und Halbwüchsige auf geknackten Lidl-Bikes. Das Problem mit der albanischen Großfamilie ist, dass sie „respektlos“ ist und auch auf Bitten ihren Müll nicht wegräumt, wie Nina Krake sagt. Nachts stört sie die Hausbewohner, die über der Ladentreppe schlafen wollen. In der Nacht zum 1. Juni hat jemand Buttersäure auf die Treppe gekippt. Warum? Gut möglich, dass ein Hausbewohner so dafür sorgen wollte, dass sich die Großfamilie nachts nicht mehr auf die Treppe setzt.

Die Jungunternehmerinnen vom Babykleidungsladen „For Schur“ sind betroffen, wollen aber „nicht noch Öl ins Feuer gießen“, wie Nina Krake sagt. Dass ihr Vater die Berliner Woche informiert hat, ist ihr gar nicht recht. „Wir möchten daraus keine Schlagzeile machen“, sagt Krake. Aufs Foto wollen die Frauen auch nicht. Sie haben Angst, dass das die Situation eskalieren lassen könnte. Die Polizei hat die Anzeige aufgenommen, viel mehr wollen sie zu dem Fall eigentlich nicht sagen.

Seit eineinhalb Jahren surren die Nähmaschinen in dem kleinen Geschäft, das sich bis vor kurzem mehrere junge Leute als Co-Working-Platz geteilt haben. Die Miete ist günstig. Im November endet der Vertrag und Nina Krake und Tabea Börner wollen sowieso hier weg. Die verseuchte Treppe haben die beiden mit Plastikfolie abgeklebt. „Die wird noch erneuert“, sagt Nina. „Das ist hier eine schwierige Situation“, so Tabea. Um nicht noch mehr Stress zu bekommen, wollen die Frauen den ärgerlichen Buttersäureanschlag nicht weiter thematisieren und sich nicht an Spekulationen beteiligen. In vier Monaten sind die Jungunternehmerinnen weg aus der Gerichtstraße, wenn sie bis dahin etwas Neues gefunden haben.

Die Polizei ermittelt. Eine schriftliche Anfrage der Berliner Woche hat sie bis Redaktionsschluss nicht beantwortet, weil sie noch in Bearbeitung ist, wie eine Sprecherin sagt. Derweil sitzen die unerwünschten Gäste weiter auf der Treppe.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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