Infostele für Karl Wolffsohn in der Gartenstadt Atlantic eingeweiht
Gesundbrunnen. Mit einem großen Mieterfest wurde am 23. Juni eine Infostele in der Gartenstadt Atlantic eingeweiht, die an den Kinopionier und Betreiber des Kinotempels Lichtburg, Karl Wolffsohn, erinnert.
Fast 20 Verwandte waren gekommen, acht aus Israel, um bei der Einweihung der Infostele des berühmten Vorfahrens Karl Wolffsohn dabei zu sein. Vier Generationen von zwei bis 93 Jahren. Die Mutter von Karl Wolffsohns Enkel Michael Wolffsohn, dem heutigen Eigentümer der Gartenstadt Atlantic, war die "Alterspräsidenten" des Familientreffens.
Filmpionier und Visionär
Der deutsch-jüdische Filmpionier Karl Wolffsohn war Betreiber des Lichtburg-Kinos, das 1929 vom Architekten Rudolf Fränkel als Teil der Wohnanlage Gartenstadt Atlantic gebaut wurde. Die Lichtburg war eines der bedeutendsten Kino- und Varietétheater Deutschlands. Außer der Skulptur "Phantom der Lichtburg" vor dem Lichtburg-Café gegenüber dem Gesundbrunnen-Center erinnert bisher nichts an den Amüsierpalast mit über 2000 Sitzplätzen, Tanz- und Festsälen, Bars und Kegelbahnen. Der Komplex wurde 1970 abgerissen. Heute stehen hier Wohnhäuser.
Der Historiker Michael Wolffsohn hatte die Idee für die Infostele. Der Bezirk hatte im November grünes Licht für die Ehrung gegeben. Michael Wolffsohn hatte die Wohnanlage von seinem Vater Max geerbt und die 250 Wohnungen von 2001 bis 2005 saniert. Die Geschichte seines berühmten Großvaters Karl Wolffsohn (1881-1957) und der legendären Lichtburg steht nun auf der Infostele.
Im Zuge der „Arisierung“ durch die Nazis wurde seit 1933 das gesamte Eigentum von Karl Wolffsohn enteignet. Weil sich Karl Wolffsohn der „Arisierung“ von Lichtburg und Gartenstadt Atlantic durch die Nationalsozialisten widersetzte, kam er 1938 in Gestapo-Haft und konnte 1939 mit seiner Frau Recha nach Palästina fliehen, wo die Söhne Willy und Max schon warteten.
Im Denkmal wohnen mit Kultur
Michael Wolffsohn als Eigentümer der Gartenstadt Atlantic hat aus dem seit 1995 denkmalgeschützten Viertel zwischen Heidebrinker Straße, Bellermannstraße und Behmstraße einen „Mikrokosmos“ gemacht, wie er sagt. Im Denkmal wohnen mit Kultur, ist das Motto. Gemeinsam mit seiner Frau Rita hat Wolffsohn die Lichtburg-Stiftung gegründet und finanziert Kultur- und Bildungsprojekte vor allem für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Seit über zehn Jahren gibt es in der Gartenstadt Atlantic vier Lernwerkstätten, in denen Kinder naturwissenschaftliche Experimente im Physiklabor machen, Museen besuchen, Theater spielen oder Musikinstrumente im Klingenden Museum kennenlernen können. Im Oktober eröffnet eine weitere Lernwerkstatt. In der Kümmelküche soll es für Kinder, aber auch für ältere Generationen aus dem Kiez Kochkurse geben. Die Lichtburg-Stiftung finanziert sich über Spenden und Projektgelder und organisiert ein abwechslungsreiches Kulturprogramm in der Gartenstadt. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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