Karton statt Tüte
Künstler in den Gerichtshöfen starten neue Verkaufsaktion
Am 7. Dezember findet zum ersten Mal die Kunstmesse „Kunst im Karton“ statt. Bisher hatten die Künstler in den Gerichtshöfen immer am 6. Dezember die Nikolausverkaufausstellung organisiert.
Unikate in der Plastiktüte, die an der Wand hängen. Das war seit 15 Jahren das Verkaufshighlight am Nikolaustag. Künstler in den Gerichtshöfen,r Gerichtstraße 12/13, haben kleine Bilder oder andere Kunstwerke in die transparenten Tüten gestopft, die die Gäste für maximal 100 Euro kaufen konnten. Die jährliche Nikolausverkaufausstellung trug den sonderbaren Namen Mokuzumimi. Das Kürzel steht für „Moderne Kunst zum Mitnehmen“ und war nie ganz schlüssig mit der letzten Silbe.
In diesem Winter macht Mokuzumimi Pause, wie der Verein „Kunst in den Gerichtshöfen“ mitteilt. „Wir wollten mal was anderes machen“, sagt Malerin Andrea Wallgren. Sie hat ein Atelier in den Gerichtshöfen und sich mit ihren Kollegen die neue Aktion „Kunst im Karton“ ausgedacht. Die Idee ist im Prinzip die gleiche, nur dass die Kunstwerke nicht mehr in umweltschädlichen Plastiktüten stecken, sondern in umweltfreundlicheren Obst-Gemüsekartons. „Die kleinste, kürzeste und günstigste Kunstmesse im Wedding“ nennen die Organisatoren ihre Verkaufsshow in der Gästeetage. Klein, weil jedes Kunstwerk nicht größer als der Karton sein darf; kurz, weil die Messe nur sechs Stunden dauert und günstig, weil alle Kunstwerke maximal 150 Euro kosten sollen.
Am 7. Dezember von 15 bis 21 Uhr werden in der Gästeetage 300 Kartons an den Wänden aufgehängt. Wenn ein Kunstwerk verkauft wird, legen die Künstler ein neues in die Pappkiste. Wer verkauft, darf nachhängen, so die Regel. Im Angebot sind Malerei, Zeichnung, Collagen, Skulptur, Objekte und Schmuck. Die Besucher können bei Glühwein und Apfelpunsch mit den Künstlern ins Gespräch kommen. Der Eintritt ist frei.
Die Gerichtshöfe sind eines der größten Kunstquartiere Deutschlands. Seit 1983 arbeiten mehr als 70 Künstler in den sechs Gewerbehöfen zwischen Wiesen- und Gerichtstraße. Der über 100 Jahre alte Komplex ist eine der wenigen noch erhaltenen Anlagen mit der Berliner Mischung aus Wohnen an den Straßenseiten und Fabriken dazwischen.
Die Gesobau als Eigentümerin wollte die Gerichtshöfe zu einem Standort für „studentisches Wohnen und kreatives Arbeiten“ umbauen. Eine Machbarkeitsstudie hatte 2015 Künstler und Gewerbetreibende auf die Barrikaden gebracht. 140 Menschen fürchteten um ihre Existenz. Nach Protesten stoppte die Gesobau 2016 die Sanierungs- und Umbaupläne. Das Mediationsverfahren zum Umbau wurde 2018 ohne Ergebnis beendet.
Die Gesobau hat mittlerweile entschieden, erstmal die Wohnhäuser (Kopfbauten) Gerichtstraße 12/13 und Wiesenstraße 62 ab kommendem Jahr zu modernisieren. Die Häuser mit 81 Mietwohnungen haben teilweise noch Ofenheizung und sollen vom Dach bis zum Keller komplett saniert werden. Alle Künstler und Gewerbemieter erhalten weiterhin Verträge mit einer Laufzeit von maximal zwei Jahren.
Weitere Informationen zum 7. Dezember unter www.kunst-im-karton.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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