Nachtbus nach Mitte: Lyriker sagen in einem neuen Buch, wie Berlin heute klingt

Berlin und Mitte aus der Sicht der Dichter. | Foto: vbb
  • Berlin und Mitte aus der Sicht der Dichter.
  • Foto: vbb
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Mitte. Lyrik erlebe derzeit ein Hoch, die Gattung werde auch beim Publikum besonders geschätzt, merkt boersenblatt.net, das Portal der Buchbranche, an. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Pankower Verlag für Berlin Brandenburg (vbb) von André Förster das Wagnis eingegangen ist, eine „Volten schlagende Gedichtsammlung“ herauszubringen.

So bezeichnen die beiden Herausgeber, Birger Hoyer und Martin Jankowski, ihren jüngst erschienen Band „Nachtbus nach Mitte“. Über 60 Lyriker sind vertreten. Von ihnen wollten Hoyer und Jankowski wissen, wie Berlin klingt, „diese Stadt, deren Wirklichkeit ihrem Ruf weit vorauseilt oder langsam hinterher trödelt oder eigentlich ganz woanders vor sich hin blüht“.

Ganz junge Autoren sind darunter, wie der erst 26-jährige Martin Piekar, dessen erster Gedichtband „Bastard Echo“ 2014 im Verlagshaus Berlin erschienen ist. Aber auch reife „Poetenseelen“ wie Kathrin Schmidt. Die gebürtige Thüringerin ist im Herzen Lyrikerin, sitzt in Berlin und „bestrickt hin und wieder bislang sieben Enkel“. Im Gedichtband ist sie mit der Erstveröffentlichung „Berlinsmog“ vertreten.

Überhaupt die Erstveröffentlichungen. Sie machen fast die Hälfte der Beiträge aus. Sie sind ein Schwerpunkt in „Nachtbus nach Mitte“ und machen die 184 Seiten im festen Einband so interessant.

Da ist Achim Amme, geboren 1949 in Celle, mit „Berlin, Bahnhof Zoo“. Der Berliner Thilo Bock liest und singt vor Publikum und hat drei Berlinromane veröffentlicht. Sein Gedicht „Sei laut, sei im Weg, sei nicht von hier“ gibt es auch als Musikvideo auf www.thilo-bock.de anzuschauen. Auch einer der Herausgeber, Martin Jankowski, Mitbegründer des internationalen Literaturfestivals Berlin (ilb) und der Berliner Literarischen Aktion, ist mit einem eigenen lyrischen Beitrag dabei, „Sommer in Berlin“.

Für ihr Vorhaben haben Birger Hoyer und Martin Jankowski zig lebende Lyriker um Berlin-Gedichte gebeten. „Nicht alle haben geantwortet, nicht alle, die mochten, konnten etwas zur Fagestellung beitragen.“ Mancher in Berlin Geborener habe gar nichts im Portfolio über die Heimatstadt gehabt. Das verblüffte die Herausgeber. „Während im Werk so mancher zugewanderter Dichter Berlin ein zentrales Thema war.“ Hoyer und Jankowski mussten eine „harte Auswahl“ treffen. Und was sie noch als interessantes Ergebnis empfinden: Manche mochten nicht im Zusammenhang mit dem Thema Berlin vorkommen, obwohl sie hier leben und darüber schreiben.

Birger Hoyer und Martin Jankowski nahmen noch Texte von Lieblingsdichtern auf, die nicht mehr leben: vom 2001 verstorbenen Thomas Brasch, einem der wichtigsten deutschsprachigen Lyriker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von Uwe Greßmann (1933-1969), Günter Bruno Fuchs (1928-1977) und Johannes Schenk (1941-2006). Auch der viel gelesene und vielfach ausgezeichnete Schriftsteller der deutschen Nachkriegszeit, Günter Kunert, geboren 1929 in Berlin, ist vertreten mit gleich vier Gedichten. KEN

„Nachtbus nach Mitte. Berliner Gedichte von heute“ ist im Pankower Verlag für Berlin-Brandenburg (vbb) erschienen und kostet im Buchhandel 18 Euro (ISBN 978-3-945256-55-8).
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 73× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 415× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 386× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 818× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.