QR-Codes fürs Brunnenviertel: Geschichtswerkstatt sucht Zeitzeugen
Gestartet ist das Projekt „Anno erzählt“, das vom Quartiersmanagement Brunnenstraße finanziert wird, im September vergangenen Jahres.
Der Journalist Andrei Schnell vom Stadtteilverein Brunnenviertel möchte mit der Fotografin Sulamith Sallmann eine Geschichtswerkstatt aufbauen, die historische Dokumente, Fotos und andere Materialien über das Brunnenviertel sammelt und aufbereitet. Daraus soll bis 2019 ein Bürgerarchiv entstehen. „Es geht nicht so sehr um akribische Forschung“, sagt Andrei Schnell, der an der Humboldt-Universität Geschichte studierte, „sondern um das gemeinsame Stöbern in alten Papieren. Das Erforschen und Entdecken von Kiezgeschichte soll Spaß machen.“
Auf den ersten Blick scheint das Viertel keine lange Vergangenheit zu haben. Im Zuge des 1. Stadterneuerungsprogramms von 1963 haben die Abrissbirnen ganze Arbeit geleistet, nur wenig von der alten Substanz aus der Gründerzeit blieb erhalten. Doch die hat bewegte Zeiten erlebt, darüber haben die beiden schon in Workshops berichtet. „Aber gerade die neu Zugezogenen wissen wahrscheinlich nicht viel über den Stadtteil“, vermutet Sulamith Sallmann.
Das soll sich mit der Geschichtswerkstatt „Anno erzählt“ ändern. Mit Bewohnern aus dem Kiez wollen sie sich entlang der Brunnenstraße auf Spurensuche begeben und dann darüber austauschen. Da spielt es keine Rolle, ob man zu den Alteingesessenen gehört oder erst fünf Jahre im Kiez lebt. Wer ältere oder auch neuere Dokumente oder Fotoalben hat, kann diese gerne zu einer der offenen Gruppen mitbringen. Diese treffen sich immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr im Stadtteilverein in der Ramlerstraße 20.
Unabhängig davon widmen sich vier Erzählcafés jeweils einem bestimmten Thema. Sie finden an verschiedenen Orten jeweils um 14 Uhr statt. Start ist am 25. März im Freizeiteck in der Graunstraße 28. Da heißt es: „Das Brunnenviertel aus Sicht der Überflieger“ – wer war wo und wie auf Rädern und Schienen unterwegs? Dazu wird mittels alter Karten und Stadtpläne, die Andrei Schnell aus verschiedenen Archiven zusammengetragen hat, von oben auf die Stadt geschaut. Um Mord und Totschlag geht es am 17. Juni, wenn historische Kriminalfälle untersucht werden. Im September wird das Stadterneuerungsprogramm beleuchtet und im Dezember erfahren Kinder, wo und was ihre Großeltern einst spielten.
Zum Abschluss des Projektes 2019 werden im Brunnenviertel „Nachdenkzeichen“ an geschichtsträchtigen Orten installiert. Vorgesehen sind kleine, gebrannte Fliesen mit einem QR-Code, der auf eine Webseite mit O-Tönen von Zeitzeugen verweist.
Autor:Regina Friedrich aus Wilmersdorf |
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