Polizei sichert Spuren erst nach Presseanfrage
Den Erziehern bot sich am Montagmorgen des 5. Mai ein erschreckendes Bild. Unbekannte waren am Wochenende in die frühere Turnhalle eingebrochen und hatten den Indoorspielplatz komplett verwüstet. Die Vandalen haben zudem in der gesamten Halle einen Feuerlöscher versprüht. Auf dem weißen Löschpulver waren deutlich Dutzende Fußabdrücke. Die alarmierte Polizei schickte einen Beamten, der lediglich die Anzeige aufnahm und ein Aktenzeichen vergab. Kitaleiterin Ute Gracia war mehr als verwundert, weil niemand Spuren sichern wollte. "Machen wir bei Hausfriedensbruch mit Sachbeschädigung nicht. Kein Personal", habe der Polizist der Kitachefin erklärt.
Enttäuscht und wütend rief Ute Gracia die Berliner Woche an. Sie ärgerte sich, weil sie nicht einmal befragt worden war. Gracia glaubt nämlich, dass die Täter Jugendliche vom Nachbarhaus sind. Mit der Gruppe gibt es immer wieder Ärger; erst Ende März "haben die jungen Männer vom Zaun des angrenzenden Wohnhofs Erzieher aufs übelste beschimpft und mit Steinen beworfen", so Gracia. Warum das die Polizei nicht interessierte, kann sich die engagierte Kitaleiterin nicht erklären. Einen Tag nach dem Anruf der Berliner Woche bei der Polizei-Pressestelle kamen drei Kripobeamte und sicherten zwei Stunden lang die zahlreichen Spuren wie Fußabdrücke und DNA von Zigarettenkippen und Blut, das an der Dachklappe klebte, über die die Täter in die Halle eingestiegen waren. Wie Thomas Neuendorf, Leiter der Polizei-Pressestelle, nach drei Tagen schriftlich erklärte, war dem Polizisten, der am Montagmorgen die Anzeige aufnahm, "eine vollständige Spurensuche nicht möglich, weil die anwesenden Vertreter der Schule und des Kindergartens ihm einen Zugang zum Dach nicht ermöglichen konnten." Die Schuhabdruckspuren habe der Polizist "als Spuren von Kindern gedeutet, jedoch versäumt, sie zu sichern", so Neuendorf.
"Unglaublich" und "peinlich" findet Gracia diese Erklärungen. "Kinder haben ja wohl keine Schuhgröße 43", so die Kitachefin. Und dass der Polizist nicht aufs Dach konnte "ist schlicht gelogen." Die drei Polizisten am nächsten Tag konnten ja auch aufs Dach. Thomas Neuendorf spricht von einem "zuständigen Sachbearbeiter", der am 7. Mai, zwei Tage nach der Tat, weitere Ermittlungen wie Zeugenbefragungen und Spurensicherungen durchgeführt habe. "Diese hatte der aufnehmende Beamte am Tag selbst nicht feststellen können, weil der Zugang zum Dach nicht möglich war beziehungsweise Spuren teilweise versteckt lagen", so Neuendorf. Ute Gracia fehlen beim Lesen der Polizeierklärung die Worte: "Das ist ja unglaublich", sagt sie. "Wenn die Informationsweitergabe immer so erfolgt, ist klar, dass Taten nicht aufgeklärt werden!" Sie hofft, dass die Täter jetzt gefasst werden können. Den Schaden in der Halle schätzt sie auf mindestens 5000 Euro. Wer der Kita helfen möchte: 43 20 72 25
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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