Denkmalschule wird Kiezzentrum
Bezirk jetzt doch offen für Campuskonzept mit Initiative PS Wedding

Seit acht Jahren geschlossen und völlig vergammelt: Das ehemalige Diesterweg-Gymnasium steht jetzt unter Denkmalschutz. | Foto: Dirk Jericho
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Das Landesdenkmalamt hat das frühere Oberstufen-Schulzentrum Berlin-Wedding an der Putbusser Straße 12 – in dem bis 2011 das Diesterweg-Gymnasium war – unter Denkmalschutz gestellt. Das Gebäude wird für eine Sekundarschule saniert. Auch Angebote rund um die private Non-Profit-Initiative PS Wedding soll es geben.

Vergammelt, beschmiert, marode und ungenutzt – seit acht Jahren dümpelt das markante Gebäude des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums wie eine Anklage an die Verantwortlichen im Brunnenkiez vor sich hin. Jetzt hat Landeskonservator Christoph Rauhut den peppig orangen Hingucker-Bau im Stil der Pop-Art mit abgerundeten Ecken, großen Bullaugenfenstern und grüne Türen unter Denkmalschutz gestellt.

Das markante Bauwerk wurde 1974 bis 1976 nach Plänen von Hans-Joachim Pysall, Uwe Jensen und Peter Stahrenberg als Oberstufen-Schulzentrum Wedding errichtet. Das Raumkonzept war seinerzeit ultramodern, die Kombination von Schule und außerschulischen Angeboten damals absolut visionär. Und wie es aussieht, soll das "Ufo" wieder ein absolutes Vorzeigeprojekt werden.

Noch vor kurzem wollte der Bezirk die extravagante Kiste abreißen. Nach einem Wasserschaden im vergangenen Jahr sprach Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) von einem wirtschaftlichen Totalschaden. Jetzt steht fest, dass die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Howoge die Denkmalschule sanieren wird. In das Baudenkmal wird eine Integrierte Sekundarschule einziehen. Obwohl der Bezirk zuletzt eher ablehnend gegenüber weiteren Nutzungsideen war, kommt jetzt Bewegung in die Sache.

Kiezzentrum soll entstehen

Wie berichtet, plant die private Non-Profit-Initiative seit sieben Jahren, die orangefarbene Ex-Schule in ein Quartiers- und Nachbarschaftszentrum mit Kita, Theater, Bibliothek, Sportangeboten, Gemeinschaftsgarten und preiswerten Wohnungen in den oberen Etagen umzubauen. Das Kiezprojekt wurde lange von Bezirks- und Landespolitikern unterstützt. Doch mit dem Beschluss, den Standort wieder als Schulstandort zu reaktivieren, waren die PS Wedding-Pläne gestorben. Jetzt gibt es „im Grundsatz eine Einigung der Akteure im Bezirk und im Abgeordnetenhaus“, sagt Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Und auch Weddings Linke-Abgeordneter Tobias Schulze spricht von einem Campuskonzept, das gemeinsam mit PS Wedding auf dem Areal entwickelt werden soll. Bei einem „informellen Treffen“ hätten sich Landespolitiker von SPD, Linken und Grünen mit Gothe und PS Wedding darauf verständigt, den Komplex als Kiezzentrum zu entwickeln. In einem Neubau und im denkmalgeschützten Schulgebäude soll es viele Angebote für den Kiez auch nach 16 Uhr geben. Die Aula könnte abends für Theater und Konzerte zur Verfügung stehen. Weitere Bereiche wie zum Beispiel die von außen zugängliche ehemalige Hausmeisterwohnung oder der alte Garderobenbereich sollen Kiezinitiativen nutzen können.

„PS Wedding errichtet auf einer kleinen Teilfläche auf Erbbaurechtsbasis ein Haus, in dem außerschulische Lernangebote stattfinden und betreut halböffentlich den Schulgarten“, sagt Baustadtrat Ephraim Gothe. Laut Schulze könnte PS Wedding in dem Neubau die gewünschte Kita einrichten. Details sollen in den kommenden Wochen erarbeitet werden. „Alle Komponenten werden in einem Campuskonzept aufeinander abgestimmt und sollen ein sinnvolles Ganzes ergeben“, so Gothe. Es gibt auch Überlegungen, die Turnhalle um eine Etage aufzustocken, um weitere Sportflächen zu schaffen, sagt Tobias Schulze. Bisher hatte der Bezirk die Gemeinschaftspläne mit Kiezprojekten als unrealistisch zurückgewiesen, weil die vorhandenen Flächen schon für die Sekundarschule zu klein seien.

CDU und AfD stimmten gegen Beschluss

Der Stadtentwicklungsausschuss hat jetzt auch am 30. Oktober mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken beschlossen, den neuen Schulstandort an der Putbusser Straße 12 „gemeinsam mit den beteiligten Akteuren vor Ort, insbesondere PS Wedding, und unter Einbeziehung der BVV gemeinsam zu entwickeln“. Das Bezirksamt soll „zusammen mit der Howoge und PS Wedding ein Konzept für eine gemeinsame Entwicklung erarbeiten“, heißt es da. Die Beschlussvorlage geht jetzt in den Schulausschuss.

Die CDU-Fraktion hat mit der AfD gegen den Beschluss gestimmt. Für die CDU hat einzig und allein der Schulneubau Priorität, wie es in dem CDU-Antrag „Farbe bekennen“ heißt. Soziale oder sonstige Nutzungen sollten erst in einem zweiten Schritt diskutiert werden. „Die Prioritätensetzung von Teilnehmern des Runden Tisches der Fraktion Die Linke ist klar: Zuerst PS Wedding-Campus, dann Schulplatzbedarfe“, steht in der Begründung.

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Dirk Jericho aus Mitte

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